Au wiiver en uese jonge Tijt
Altweiber in unserer Jugendzeit
Text Mundart
Text hochdeutsch
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Au wiiver en uese jonge Tijt
Aut Wiivewr on Fasteloavend woare en uese jonge Tijt met de huechste Viierdaach. Aoll Wäeke van de vüere wuerde jeniet on probeert, wat man aanduen koosch, om sech et bäste de verkleje. Et doschde joa keene jät wiete, mar de bäeste Vreundinne, met dör man och en de Kopel eruut jong.
Jlöklech, wä noach jät van Oma äf au Taonte op d’r Sölder hau! Et bäste woare die au Haube uet Chenille, die verdägde de Hoare, de Stiir on och naoch d’r Haus. Een schön stiiv flanelle Schoort woar och joot de bruuke. Die Schoorte woare meschtens ruet-schwoart äf blau-schwoart jestriepe. Doadrüever koam, eene schwoarte Scholk. Jruete Pläk vür om de Schoere, meschtens schwoart on met Blömkes bestekt, wuert ongereen jetuuscht. Dann fellde naoch een Blus, Heische on autfränsche Schuen. Et schönste woare een line Ongerboks met laong Been on Spetz onge dran. Wenn die rechtech aut woar, haue die och een oape Joot. Son Prachtstöcke kann man op hüj mar naoch oave ent Museum bekijke.
Wenn dann endlech däe Oavend komme woar, troffe wir os bij een Vrommesch en et Huus. On dann wuerd sech met völ Jejöster verkled. Jeder mosch bie d’r angere kieke, dät mar joa nix erut kiek, wat döm verklaoppe koosch. Nu naoch een au Täsch met Jält, Spejelke, Schlüetel on Strüehalm, da woere wir verdech. Äver et iesch dronk jeder naoch ee paar Opjesadde vür de Kuraasch on jät Blenke en de Ooje on dann et Moaske op on „jö!“
Op de Stroat woare och aoll aonger Mööne ongerwäechs. Wenn os ene Bekännde täenge koam, wuerd jehompelt äf sons d’r Jaonk verställt, dät ene maar joa keene de vröech kaont.
Et ieschte jonge wir bie d’r Haolfe en duer de Wirtschaft kieke, wat sue ongerwäechs woar. Meschtens stonge die Männ van os doa aan de Thek on jonge sue die ieschte Maläste met die au Wiever ut d’r Wäech. On dann nix wie noa Thölkes Saal. Et woar aoll op d’r Tijt zemlech voll on de Musik spellde die schön Fasteloavendlieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, aoll die schön Rhein- on Weinlieder, die Lieder vaon Willi Ostermann on Jupp Schmitz on völ aongere, ech kann se jar neet aoll optälle.
On dan wuerd jedaonzt on jeschwooft on schäele Kaoll jedoan. Töschenduere jonge wir och noa Mölder Heinche, om ens ee Päuske de maake, denn aochter die Maoskes woar et döchtech wärm. Man mosch joa ooch af on tu jät drenke! Met Strüehalm duer dät Maske woar dät neet sue einfach, Beer schmook jaarnet esue. Et bäeste woar Limo on Opjesaodde. Wenn die Dänzer sech de laong aan die Theke „schüende“, wuerte die met Jewalt op de Tanzfläch braocht. Eene Hoop Vrolüj koosch wall jät utrechte. Wenn et op 11 Uere aanjeng, spellde de Musik een Polonees. En een laong Schlaong trocht aolles duer d’r Saal. Die Schlaong wuerd ömmer enger op eene Knubbel jebrocht onn wenn man neet oppaosde, joov et am Äng eene jruete Vuulhoop, on man koosch onger et Jeröngels komme. Dät woar van die Männ natürlich „unabsichtlich“ beabsichtigt!
Ech mot naoch sägge, dät aolle Mädsches on Vrolüj verklett woare, et joof och enkel Maonnslüj, die sech en Vrolü-Klamotte höre Spaß moke.
Om 12 Uere woar Demaskierung. Aolle Maoskes mosche avjedoan wäere. Doanoa joof et och aoll ens een Überraschung, wenn man sech en d’r verkierde Hoot verkieke hau.
Däe Oavend woar doamet ävver naoch lang neet am Äng! Wenn op d’r Saal Schluß woer, satt sech en Thölkes Stuef Göertz Büb aan et Klaveer, ee läkker Mäedsche oeven drop, on dann jong et wier bös Franz on Ziska, later Maria on Hans, Vieroavend moke.
Laong es et heer – ävver schön woer et.
Text hochdeutsch
Altweiber in unserer Jugendzeit
Altweiber und Fastnacht waren in unserer Jugendzeit die höchsten Feiertage. Schon Wochen vorher wurde genäht und probiert, was man anziehen könnte, um sich am besten zu verkleiden. Es durfte ja keiner etwas wissen, nur die besten Freundinnen, mit denen man auch als Gruppe ausging.
Glücklich, wer noch etwas von Oma oder einer alten Tante auf dem Speicher hatte. Am besten waren die alten Hauben aus Chenille. Sie verdeckten die Haaren, die Stirn und auch den Hals. Eine schöne Schürze aus Flanell war auch gut zu gebrauchen. Die Röcke waren zumeist rotschwarz oder blauschwarz gestreift. Darüber kam eine schwarze Schürze. Große Schultertücher waren meistens mit Blumen bestickt und wurden untereinander ausgetauscht. Dann fehlten noch Handschuhe, altmodische Schuhe und eine Bluse. Am schönsten war eine Unterhose aus Leinen mit Spitze gesäumten langen Beinen. Wenn diese sehr alt waren, hatten die auch noch einen Hosenschlitz. Solche Prachtstücke kann man heute nur noch oben im Museum2 anschauen.
Wenn dann endlich der Abend gekommen war, trafen wir uns im Haus einer der Frauen. Und dann wurde sich mit viel Klamauk verkleidet. Jede musste bei der anderen nachsehen, dass nur ja nichts herausschaute, was sie verraten könnte. Nun noch eine alte Tasche mit Geld, einem kleinen Spiegel, Schlüssel und Strohhalm, dann waren wir startbereit. Aber zuerst trank jede sich noch mit ein paar Aufgesetzten Mut und blinkende Augen an. Dann wurde das Maske aufgesetzt und los ging es.
In den Straßen waren auch schon andere Möhnen unterwegs. Wenn uns eine bekannte begegnete, wurde gehumpelt oder auf anderer Weise die Gangart verstellt, dass man nur ja nicht zu früh erkannt wurde.
Zuerst gingen wir „Beim Halben“ einmal durch die Wirtschaft, um zu sehen, was da unterwegs war. Die Männer standen meistens an der Theke und gingen so den ersten Belästigungen mit den alten Weibern aus dem Weg. Und dann schnurstracks zum Saal Tholen. Es war schon frühzeitig ziemlich voll und die Musik spielte die schönen Fastnachtslieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, all die schönen Rhein- und Weinlieder, die Lieder von Willi Ostermann und Jupp Schmitz und viele andere, ich kann sie gar nicht alle aufzählen.
Und dann wurde getanzt und geschwoft und gealbert. Zwischendurch gingen wir auch Müller Heinrich, um eine Pause zu machen, denn hinter den Masken war es sehr warm. Man musste ja auch einmal trinken. Mit dem Strohhalm durch die Maske war das gar nicht so einfach. Bier schmeckte so überhaupt nicht. Am besten waren Limo und Aufgesetzter. Wenn die Tänzer sich zu lange an der Theke „schonten“, wurden sie mit Gewalt auf die Tanzfläche gezerrt. Ein Haufen Frauen kann da was ausrichten. Wenn es auf 23 Uhr zuging, spielte die Musik eine Polonaise. In einer langen Schlange zogen alle durch den Saal. Die Schlange wuchs immer enger zu einem Stapel heran und wenn man nicht aufpasste, gab es letztlich ein großer „Faulhaufen“, und man konnte unter das Getümmel geraten. Das war von den Männern natürlich „ungewollt“ beabsichtigt!
Es gab auch Leute, die sich in Frauenkleidern einen Spaß machten. Bei allen Tänzen war Damenwahl.
Um zwölf Uhr war Demaskierung. Alle Masken mussten fallen. Danach gab es auch schon mal eine Überraschung, wenn man sich in den falschen „Hut“ geirrt hatte.
Der Abend war damit aber noch lange nicht zu Ende. Wenn im Saal Schluss war, setzte sich in der Stube der Gaststätte Tholen Görtz Franz-Josef ans Klavier, ein leckeres Mädchen obendrauf, und dann ging es weiter, bis Franz und Franziska, später Maria und Hans, Feierabend machten.
Lange ist es her – aber schön war es.
Dann zeig es uns!
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Altweiber in unserer Jugendzeit
Altweiber und Fastnacht waren in unserer Jugendzeit die höchsten Feiertage. Schon Wochen vorher wurde genäht und probiert, was man anziehen könnte, um sich am besten zu verkleiden. Es durfte ja keiner etwas wissen, nur die besten Freundinnen, mit denen man auch als Gruppe ausging.
Glücklich, wer noch etwas von Oma oder einer alten Tante auf dem Speicher hatte. Am besten waren die alten Hauben aus Chenille. Sie verdeckten die Haaren, die Stirn und auch den Hals. Eine schöne Schürze aus Flanell war auch gut zu gebrauchen. Die Röcke waren zumeist rotschwarz oder blauschwarz gestreift. Darüber kam eine schwarze Schürze. Große Schultertücher waren meistens mit Blumen bestickt und wurden untereinander ausgetauscht. Dann fehlten noch Handschuhe, altmodische Schuhe und eine Bluse. Am schönsten war eine Unterhose aus Leinen mit Spitze gesäumten langen Beinen. Wenn diese sehr alt waren, hatten die auch noch einen Hosenschlitz. Solche Prachtstücke kann man heute nur noch oben im Museum2 anschauen.
Wenn dann endlich der Abend gekommen war, trafen wir uns im Haus einer der Frauen. Und dann wurde sich mit viel Klamauk verkleidet. Jede musste bei der anderen nachsehen, dass nur ja nichts herausschaute, was sie verraten könnte. Nun noch eine alte Tasche mit Geld, einem kleinen Spiegel, Schlüssel und Strohhalm, dann waren wir startbereit. Aber zuerst trank jede sich noch mit ein paar Aufgesetzten Mut und blinkende Augen an. Dann wurde das Maske aufgesetzt und los ging es.
In den Straßen waren auch schon andere Möhnen unterwegs. Wenn uns eine bekannte begegnete, wurde gehumpelt oder auf anderer Weise die Gangart verstellt, dass man nur ja nicht zu früh erkannt wurde.
Zuerst gingen wir „Beim Halben“ einmal durch die Wirtschaft, um zu sehen, was da unterwegs war. Die Männer standen meistens an der Theke und gingen so den ersten Belästigungen mit den alten Weibern aus dem Weg. Und dann schnurstracks zum Saal Tholen. Es war schon frühzeitig ziemlich voll und die Musik spielte die schönen Fastnachtslieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, all die schönen Rhein- und Weinlieder, die Lieder von Willi Ostermann und Jupp Schmitz und viele andere, ich kann sie gar nicht alle aufzählen.
Und dann wurde getanzt und geschwoft und gealbert. Zwischendurch gingen wir auch Müller Heinrich, um eine Pause zu machen, denn hinter den Masken war es sehr warm. Man musste ja auch einmal trinken. Mit dem Strohhalm durch die Maske war das gar nicht so einfach. Bier schmeckte so überhaupt nicht. Am besten waren Limo und Aufgesetzter. Wenn die Tänzer sich zu lange an der Theke „schonten“, wurden sie mit Gewalt auf die Tanzfläche gezerrt. Ein Haufen Frauen kann da was ausrichten. Wenn es auf 23 Uhr zuging, spielte die Musik eine Polonaise. In einer langen Schlange zogen alle durch den Saal. Die Schlange wuchs immer enger zu einem Stapel heran und wenn man nicht aufpasste, gab es letztlich ein großer „Faulhaufen“, und man konnte unter das Getümmel geraten. Das war von den Männern natürlich „ungewollt“ beabsichtigt!
Es gab auch Leute, die sich in Frauenkleidern einen Spaß machten. Bei allen Tänzen war Damenwahl.
Um zwölf Uhr war Demaskierung. Alle Masken mussten fallen. Danach gab es auch schon mal eine Überraschung, wenn man sich in den falschen „Hut“ geirrt hatte.
Der Abend war damit aber noch lange nicht zu Ende. Wenn im Saal Schluss war, setzte sich in der Stube der Gaststätte Tholen Görtz Franz-Josef ans Klavier, ein leckeres Mädchen obendrauf, und dann ging es weiter, bis Franz und Franziska, später Maria und Hans, Feierabend machten.
Lange ist es her – aber schön war es.
Au wiiver en uese jonge Tijt
Aut Wiivewr on Fasteloavend woare en uese jonge Tijt met de huechste Viierdaach. Aoll Wäeke van de vüere wuerde jeniet on probeert, wat man aanduen koosch, om sech et bäste de verkleje. Et doschde joa keene jät wiete, mar de bäeste Vreundinne, met dör man och en de Kopel eruut jong.
Jlöklech, wä noach jät van Oma äf au Taonte op d’r Sölder hau! Et bäste woare die au Haube uet Chenille, die verdägde de Hoare, de Stiir on och naoch d’r Haus. Een schön stiiv flanelle Schoort woar och joot de bruuke. Die Schoorte woare meschtens ruet-schwoart äf blau-schwoart jestriepe. Doadrüever koam, eene schwoarte Scholk. Jruete Pläk vür om de Schoere, meschtens schwoart on met Blömkes bestekt, wuert ongereen jetuuscht. Dann fellde naoch een Blus, Heische on autfränsche Schuen. Et schönste woare een line Ongerboks met laong Been on Spetz onge dran. Wenn die rechtech aut woar, haue die och een oape Joot. Son Prachtstöcke kann man op hüj mar naoch oave ent Museum bekijke.
Wenn dann endlech däe Oavend komme woar, troffe wir os bij een Vrommesch en et Huus. On dann wuerd sech met völ Jejöster verkled. Jeder mosch bie d’r angere kieke, dät mar joa nix erut kiek, wat döm verklaoppe koosch. Nu naoch een au Täsch met Jält, Spejelke, Schlüetel on Strüehalm, da woere wir verdech. Äver et iesch dronk jeder naoch ee paar Opjesadde vür de Kuraasch on jät Blenke en de Ooje on dann et Moaske op on „jö!“
Op de Stroat woare och aoll aonger Mööne ongerwäechs. Wenn os ene Bekännde täenge koam, wuerd jehompelt äf sons d’r Jaonk verställt, dät ene maar joa keene de vröech kaont.
Et ieschte jonge wir bie d’r Haolfe en duer de Wirtschaft kieke, wat sue ongerwäechs woar. Meschtens stonge die Männ van os doa aan de Thek on jonge sue die ieschte Maläste met die au Wiever ut d’r Wäech. On dann nix wie noa Thölkes Saal. Et woar aoll op d’r Tijt zemlech voll on de Musik spellde die schön Fasteloavendlieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, aoll die schön Rhein- on Weinlieder, die Lieder vaon Willi Ostermann on Jupp Schmitz on völ aongere, ech kann se jar neet aoll optälle.
On dan wuerd jedaonzt on jeschwooft on schäele Kaoll jedoan. Töschenduere jonge wir och noa Mölder Heinche, om ens ee Päuske de maake, denn aochter die Maoskes woar et döchtech wärm. Man mosch joa ooch af on tu jät drenke! Met Strüehalm duer dät Maske woar dät neet sue einfach, Beer schmook jaarnet esue. Et bäeste woar Limo on Opjesaodde. Wenn die Dänzer sech de laong aan die Theke „schüende“, wuerte die met Jewalt op de Tanzfläch braocht. Eene Hoop Vrolüj koosch wall jät utrechte. Wenn et op 11 Uere aanjeng, spellde de Musik een Polonees. En een laong Schlaong trocht aolles duer d’r Saal. Die Schlaong wuerd ömmer enger op eene Knubbel jebrocht onn wenn man neet oppaosde, joov et am Äng eene jruete Vuulhoop, on man koosch onger et Jeröngels komme. Dät woar van die Männ natürlich „unabsichtlich“ beabsichtigt!
Ech mot naoch sägge, dät aolle Mädsches on Vrolüj verklett woare, et joof och enkel Maonnslüj, die sech en Vrolü-Klamotte höre Spaß moke.
Om 12 Uere woar Demaskierung. Aolle Maoskes mosche avjedoan wäere. Doanoa joof et och aoll ens een Überraschung, wenn man sech en d’r verkierde Hoot verkieke hau.
Däe Oavend woar doamet ävver naoch lang neet am Äng! Wenn op d’r Saal Schluß woer, satt sech en Thölkes Stuef Göertz Büb aan et Klaveer, ee läkker Mäedsche oeven drop, on dann jong et wier bös Franz on Ziska, later Maria on Hans, Vieroavend moke.
Laong es et heer – ävver schön woer et.
Gerti Tholen (1934) ist in Waldfeucht aufgewachsen und hat zeitlebens Waldfeuchter Dialekt gesprochen. Die Pflege der Mundart und deren Erhalt waren ihr stets ein Herzensanliegen. Deshalb hat sie mehr als zehn Jahre die vom Historischen Verein Waldfeucht e.V. angebotenen Mundartabende mit großem Erfolg und verantwortlich organisiert.
Au wiiver en uese jonge Tijt - Altweiber in unserer Jugendzeit
Gerti Tholen (1934) ist in Waldfeucht aufgewachsen und hat zeitlebens Waldfeuchter Dialekt gesprochen. Die Pflege der Mundart und deren Erhalt waren ihr stets ein Herzensanliegen. Deshalb hat sie mehr als zehn Jahre die vom Historischen Verein Waldfeucht e.V. angebotenen Mundartabende mit großem Erfolg und verantwortlich organisiert.
Kalle ausse Klossestraße
Kalle ausse Klossestraße
Schrett för Schrett
Schrett för Schrett
Verspriäk
Verspriäk
Vertäll möt Hujo Hüer mech op van de Liebe
Vertäll möt Hujo Hüer mech op van de Liebe
Au wiiver en uese jonge Tijt – Altweiber in unserer Jugendzeit
Altweiber in unserer Jugendzeit
Au wiiver en uese jonge Tijt
Altweiber in unserer Jugendzeit
Altweiber und Fastnacht waren in unserer Jugendzeit die höchsten Feiertage. Schon Wochen vorher wurde genäht und probiert, was man anziehen könnte, um sich am besten zu verkleiden. Es durfte ja keiner etwas wissen, nur die besten Freundinnen, mit denen man auch als Gruppe ausging.
Glücklich, wer noch etwas von Oma oder einer alten Tante auf dem Speicher hatte. Am besten waren die alten Hauben aus Chenille. Sie verdeckten die Haaren, die Stirn und auch den Hals. Eine schöne Schürze aus Flanell war auch gut zu gebrauchen. Die Röcke waren zumeist rotschwarz oder blauschwarz gestreift. Darüber kam eine schwarze Schürze. Große Schultertücher waren meistens mit Blumen bestickt und wurden untereinander ausgetauscht. Dann fehlten noch Handschuhe, altmodische Schuhe und eine Bluse. Am schönsten war eine Unterhose aus Leinen mit Spitze gesäumten langen Beinen. Wenn diese sehr alt waren, hatten die auch noch einen Hosenschlitz. Solche Prachtstücke kann man heute nur noch oben im Museum2 anschauen.
Wenn dann endlich der Abend gekommen war, trafen wir uns im Haus einer der Frauen. Und dann wurde sich mit viel Klamauk verkleidet. Jede musste bei der anderen nachsehen, dass nur ja nichts herausschaute, was sie verraten könnte. Nun noch eine alte Tasche mit Geld, einem kleinen Spiegel, Schlüssel und Strohhalm, dann waren wir startbereit. Aber zuerst trank jede sich noch mit ein paar Aufgesetzten Mut und blinkende Augen an. Dann wurde das Maske aufgesetzt und los ging es.
In den Straßen waren auch schon andere Möhnen unterwegs. Wenn uns eine bekannte begegnete, wurde gehumpelt oder auf anderer Weise die Gangart verstellt, dass man nur ja nicht zu früh erkannt wurde.
Zuerst gingen wir „Beim Halben“ einmal durch die Wirtschaft, um zu sehen, was da unterwegs war. Die Männer standen meistens an der Theke und gingen so den ersten Belästigungen mit den alten Weibern aus dem Weg. Und dann schnurstracks zum Saal Tholen. Es war schon frühzeitig ziemlich voll und die Musik spielte die schönen Fastnachtslieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, all die schönen Rhein- und Weinlieder, die Lieder von Willi Ostermann und Jupp Schmitz und viele andere, ich kann sie gar nicht alle aufzählen.
Und dann wurde getanzt und geschwoft und gealbert. Zwischendurch gingen wir auch Müller Heinrich, um eine Pause zu machen, denn hinter den Masken war es sehr warm. Man musste ja auch einmal trinken. Mit dem Strohhalm durch die Maske war das gar nicht so einfach. Bier schmeckte so überhaupt nicht. Am besten waren Limo und Aufgesetzter. Wenn die Tänzer sich zu lange an der Theke „schonten“, wurden sie mit Gewalt auf die Tanzfläche gezerrt. Ein Haufen Frauen kann da was ausrichten. Wenn es auf 23 Uhr zuging, spielte die Musik eine Polonaise. In einer langen Schlange zogen alle durch den Saal. Die Schlange wuchs immer enger zu einem Stapel heran und wenn man nicht aufpasste, gab es letztlich ein großer „Faulhaufen“, und man konnte unter das Getümmel geraten. Das war von den Männern natürlich „ungewollt“ beabsichtigt!
Es gab auch Leute, die sich in Frauenkleidern einen Spaß machten. Bei allen Tänzen war Damenwahl.
Um zwölf Uhr war Demaskierung. Alle Masken mussten fallen. Danach gab es auch schon mal eine Überraschung, wenn man sich in den falschen „Hut“ geirrt hatte.
Der Abend war damit aber noch lange nicht zu Ende. Wenn im Saal Schluss war, setzte sich in der Stube der Gaststätte Tholen Görtz Franz-Josef ans Klavier, ein leckeres Mädchen obendrauf, und dann ging es weiter, bis Franz und Franziska, später Maria und Hans, Feierabend machten.
Lange ist es her – aber schön war es.
Au wiiver en uese jonge Tijt
Aut Wiivewr on Fasteloavend woare en uese jonge Tijt met de huechste Viierdaach. Aoll Wäeke van de vüere wuerde jeniet on probeert, wat man aanduen koosch, om sech et bäste de verkleje. Et doschde joa keene jät wiete, mar de bäeste Vreundinne, met dör man och en de Kopel eruut jong.
Jlöklech, wä noach jät van Oma äf au Taonte op d’r Sölder hau! Et bäste woare die au Haube uet Chenille, die verdägde de Hoare, de Stiir on och naoch d’r Haus. Een schön stiiv flanelle Schoort woar och joot de bruuke. Die Schoorte woare meschtens ruet-schwoart äf blau-schwoart jestriepe. Doadrüever koam, eene schwoarte Scholk. Jruete Pläk vür om de Schoere, meschtens schwoart on met Blömkes bestekt, wuert ongereen jetuuscht. Dann fellde naoch een Blus, Heische on autfränsche Schuen. Et schönste woare een line Ongerboks met laong Been on Spetz onge dran. Wenn die rechtech aut woar, haue die och een oape Joot. Son Prachtstöcke kann man op hüj mar naoch oave ent Museum bekijke.
Wenn dann endlech däe Oavend komme woar, troffe wir os bij een Vrommesch en et Huus. On dann wuerd sech met völ Jejöster verkled. Jeder mosch bie d’r angere kieke, dät mar joa nix erut kiek, wat döm verklaoppe koosch. Nu naoch een au Täsch met Jält, Spejelke, Schlüetel on Strüehalm, da woere wir verdech. Äver et iesch dronk jeder naoch ee paar Opjesadde vür de Kuraasch on jät Blenke en de Ooje on dann et Moaske op on „jö!“
Op de Stroat woare och aoll aonger Mööne ongerwäechs. Wenn os ene Bekännde täenge koam, wuerd jehompelt äf sons d’r Jaonk verställt, dät ene maar joa keene de vröech kaont.
Et ieschte jonge wir bie d’r Haolfe en duer de Wirtschaft kieke, wat sue ongerwäechs woar. Meschtens stonge die Männ van os doa aan de Thek on jonge sue die ieschte Maläste met die au Wiever ut d’r Wäech. On dann nix wie noa Thölkes Saal. Et woar aoll op d’r Tijt zemlech voll on de Musik spellde die schön Fasteloavendlieder: „Du kannst nicht treu sein“, „Kornblumenblau“, „Heidewitzka“, aoll die schön Rhein- on Weinlieder, die Lieder vaon Willi Ostermann on Jupp Schmitz on völ aongere, ech kann se jar neet aoll optälle.
On dan wuerd jedaonzt on jeschwooft on schäele Kaoll jedoan. Töschenduere jonge wir och noa Mölder Heinche, om ens ee Päuske de maake, denn aochter die Maoskes woar et döchtech wärm. Man mosch joa ooch af on tu jät drenke! Met Strüehalm duer dät Maske woar dät neet sue einfach, Beer schmook jaarnet esue. Et bäeste woar Limo on Opjesaodde. Wenn die Dänzer sech de laong aan die Theke „schüende“, wuerte die met Jewalt op de Tanzfläch braocht. Eene Hoop Vrolüj koosch wall jät utrechte. Wenn et op 11 Uere aanjeng, spellde de Musik een Polonees. En een laong Schlaong trocht aolles duer d’r Saal. Die Schlaong wuerd ömmer enger op eene Knubbel jebrocht onn wenn man neet oppaosde, joov et am Äng eene jruete Vuulhoop, on man koosch onger et Jeröngels komme. Dät woar van die Männ natürlich „unabsichtlich“ beabsichtigt!
Ech mot naoch sägge, dät aolle Mädsches on Vrolüj verklett woare, et joof och enkel Maonnslüj, die sech en Vrolü-Klamotte höre Spaß moke.
Om 12 Uere woar Demaskierung. Aolle Maoskes mosche avjedoan wäere. Doanoa joof et och aoll ens een Überraschung, wenn man sech en d’r verkierde Hoot verkieke hau.
Däe Oavend woar doamet ävver naoch lang neet am Äng! Wenn op d’r Saal Schluß woer, satt sech en Thölkes Stuef Göertz Büb aan et Klaveer, ee läkker Mäedsche oeven drop, on dann jong et wier bös Franz on Ziska, later Maria on Hans, Vieroavend moke.
Laong es et heer – ävver schön woer et.
Gerti Tholen (1934) ist in Waldfeucht aufgewachsen und hat zeitlebens Waldfeuchter Dialekt gesprochen. Die Pflege der Mundart und deren Erhalt waren ihr stets ein Herzensanliegen. Deshalb hat sie mehr als zehn Jahre die vom Historischen Verein Waldfeucht e.V. angebotenen Mundartabende mit großem Erfolg und verantwortlich organisiert.
Au wiiver en uese jonge Tijt - Altweiber in unserer Jugendzeit
Gerti Tholen (1934) ist in Waldfeucht aufgewachsen und hat zeitlebens Waldfeuchter Dialekt gesprochen. Die Pflege der Mundart und deren Erhalt waren ihr stets ein Herzensanliegen. Deshalb hat sie mehr als zehn Jahre die vom Historischen Verein Waldfeucht e.V. angebotenen Mundartabende mit großem Erfolg und verantwortlich organisiert.