Kalle ausse Klossestraße

Karl-Heinz aus der Klosestraße

Text Mundart

Text hochdeutsch

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.
Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.
Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.
Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.
Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.
Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.
Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.
Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.
Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.
Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.
Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.
Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.
Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.
Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.
Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.
Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.
Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.
Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.
Imma noch: Glückauf!
Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.
 
So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.
Immer noch: Glückauf!

Text Mundart

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.

Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.

Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.

Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.

Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.

Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.

Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.

Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.

Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.

Imma noch: Glückauf!

 

Text hochdeutsch

Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.

Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.

Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.

Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.

Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.

Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.

Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.

Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.

Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.

Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.

So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.

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Über den Autor

Willi Spichartz

aus Hückelhoven

Willi Spichartz ist seit frühen Schulzeiten geschichtsinteressiert, und das nicht nur für die nähere Heimat und nicht nur für die Vergangenheit. 

„Nichts ist so alt wie die Tageszeitung von gestern.“ Der gebürtige Hückelhovener verbindet als (pensionierter) Tageszeitungs-Redakteur diese These mit seinen Geschichtsinteressen, die er wiederum als Leiter des Arbeitskreis (AK) Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande verfolgen und füllen kann. Mit immer wieder neuen Geschichten aus alten Zeiten Interesse wecken und Wissen vermitteln. Und das erfolgreich. 

Hückelhoven ist sicherlich die Stadt in der Region an Rur, Wurm, Niers und Schwalm mit den erheblichsten Brüchen in ihrer Historie, vorrangig im 20. Jahrhundert in Form von wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen, Stichworte Aufbau der Kohleförderung, Strukturwandel aus der Kohleförderung. Vergangenheit ist Gegenwart. 

Der mit den Bergleuten und ihren Familien über Jahrzehnte aus dem Ruhrgebiet gekommene Dialekt als Konglomerat aus westfälischem „Platt“ und osteuropäischen Sprachen bildete in Hückelhoven bis in die 1970-er Jahre als „Ruhrpöttisch“ eine Exklave im ansonsten Südniederfränkischen Idiom der Region vor allem in der heutigen Innenstadt und Schaufenberg. 

Der Verlust dieses Spezifikums rührt aus dem allgemeinen Trend zu sogenannten „Regiolekten“, Sprach-Vereinheitlichung für größere Räume, und dem Zuzug von Bergarbeitern aus Spanien, Griechenland und vor allem der Türkei ab den 1960-er Jahren. Der Erhalt Hückelhovener „Ru(h)rpöttischen“ gehört in ein Projekt wie den „Mundartatlas von der Schwalm und Rur bis an die Maas“ – ein Mitwirken des AK Hückelhoven und dessen Leiters Willi Spichartz als einer der beiden Koordinatoren und als verantwortlicher Textbearbeiter ist von daher nur logisch, notwendig und konsequent. 

Die Kolumne „Kalle ausse Klossestraße“ verfasst W. Spichartz seit 30 Jahren in unregelmäßigen Abständen als Ergänzung zur damaligen Plattdeutsch-Kolumne „Vertäll möt Hujo“, beide erschienen in den „Erkelenzer Nachrichten“.  

„Kalle“ ist ein Hückelhovener Bergmanns-Pensionär, der seinen seit Jahrzehnten im Schwarzwald, in Gengenbach, wegen der guten Luft lebenden Kumpel Ötte brieflich sporadisch auf dem Laufenden hält, meistens, wenn er vor politischen Wahlen Kugelschreiber von den Parteien bekommen hat. 

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Über den Interpret

Willi Spichartz

aus Hückelhoven

Willi Spichartz ist seit frühen Schulzeiten geschichtsinteressiert, und das nicht nur für die nähere Heimat und nicht nur für die Vergangenheit. 

„Nichts ist so alt wie die Tageszeitung von gestern.“ Der gebürtige Hückelhovener verbindet als (pensionierter) Tageszeitungs-Redakteur diese These mit seinen Geschichtsinteressen, die er wiederum als Leiter des Arbeitskreis (AK) Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande verfolgen und füllen kann. Mit immer wieder neuen Geschichten aus alten Zeiten Interesse wecken und Wissen vermitteln. Und das erfolgreich. 

Hückelhoven ist sicherlich die Stadt in der Region an Rur, Wurm, Niers und Schwalm mit den erheblichsten Brüchen in ihrer Historie, vorrangig im 20. Jahrhundert in Form von wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen, Stichworte Aufbau der Kohleförderung, Strukturwandel aus der Kohleförderung. Vergangenheit ist Gegenwart. 

Der mit den Bergleuten und ihren Familien über Jahrzehnte aus dem Ruhrgebiet gekommene Dialekt als Konglomerat aus westfälischem „Platt“ und osteuropäischen Sprachen bildete in Hückelhoven bis in die 1970-er Jahre als „Ruhrpöttisch“ eine Exklave im ansonsten Südniederfränkischen Idiom der Region vor allem in der heutigen Innenstadt und Schaufenberg. 

Der Verlust dieses Spezifikums rührt aus dem allgemeinen Trend zu sogenannten „Regiolekten“, Sprach-Vereinheitlichung für größere Räume, und dem Zuzug von Bergarbeitern aus Spanien, Griechenland und vor allem der Türkei ab den 1960-er Jahren. Der Erhalt Hückelhovener „Ru(h)rpöttischen“ gehört in ein Projekt wie den „Mundartatlas von der Schwalm und Rur bis an die Maas“ – ein Mitwirken des AK Hückelhoven und dessen Leiters Willi Spichartz als einer der beiden Koordinatoren und als verantwortlicher Textbearbeiter ist von daher nur logisch, notwendig und konsequent. 

Die Kolumne „Kalle ausse Klossestraße“ verfasst W. Spichartz seit 30 Jahren in unregelmäßigen Abständen als Ergänzung zur damaligen Plattdeutsch-Kolumne „Vertäll möt Hujo“, beide erschienen in den „Erkelenzer Nachrichten“.  

„Kalle“ ist ein Hückelhovener Bergmanns-Pensionär, der seinen seit Jahrzehnten im Schwarzwald, in Gengenbach, wegen der guten Luft lebenden Kumpel Ötte brieflich sporadisch auf dem Laufenden hält, meistens, wenn er vor politischen Wahlen Kugelschreiber von den Parteien bekommen hat. 

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Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.

Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.

Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.

Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.

Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.

Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.

Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.

Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.

Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.

Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.

So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.

Immer noch: Glückauf!

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.

Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.

Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.

Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.

Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.

Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.

Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.

Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.

Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.

Imma noch: Glückauf!

 






Kalle ausse Klosestraße - Karl-Heinz aus der Klosestraße (Test Willi)

aus der Sprachregion Baaler Riedelland - Erkelenzer Börde in der Rubrik
Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.
Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.
Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.
Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.
Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.
Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.
Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.
Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.
Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.
Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.
Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.
Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.
Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.
Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.
Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.
Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.
Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.
Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.
Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.
Imma noch: Glückauf!
So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.
 
Immer noch: Glückauf!




text
Wörter: 510
geändert: 07.05.2025
Audio MundartAudio HochdeutchAutor NameAutor FotoAutor Beschr.

Kalle ausse Klosestraße – Karl-Heinz aus der Klosestraße (Test Willi)

Kalle ausse Klosestraße – Karl-Heinz aus der Klosestraße (Test Willi)

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn…
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text
Wörter: 228
geändert: 06.05.2025
Audio MundartAudio HochdeutchAutor NameAutor FotoAutor Beschr.

Mensch un Bäek – Mensch am Bach

Mensch un Bäek – Mensch am Bach

Vör kottem jing esch en d‘ Weäk, vör mesch schpazeere longs en Beäk, höär Ruusche mi-ek min Nörve röösch, on…
von {acf_name}
Interpret: {acf_name_des_interpreten_vortragender}
Natur
text
Wörter: 116
geändert: 02.04.2025
Audio MundartAudio HochdeutchAutor NameAutor FotoAutor Beschr.

Danke – Danke

Danke – Danke

1.Danke, leeve Hans-Josef Heuter, danke, dä Atlas es die Kenk. Wenn man möt Liev un Siel dobej es, jedes Werk…
von {acf_name}
Interpret: {acf_name_des_interpreten_vortragender}
Gefühlswelt,Lied,positiv
text
Wörter: 625
geändert: 17.12.2024
Audio MundartAudio HochdeutchAutor NameAutor FotoAutor Beschr.

Kalle ausse Klossestraße

Kalle ausse Klossestraße

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn…
von {acf_name}
Interpret: {acf_name_des_interpreten_vortragender}
Arbeitsleben,Gefühlswelt,Heim und Haus,Heimat,Startseite

Kalle ausse Klosestraße – Karl-Heinz aus der Klosestraße (Test Willi)

Ein Mundart Beitrags aus: Baaler Riedelland - Erkelenzer Börde

Karl-Heinz aus der Klosestraße

Kalle ausse Klossestraße

verfasst von: {acf_name}
vorgetragen von: {acf_name_des_interpreten_vortragender}
aus der Sprachregion Baaler Riedelland - Erkelenzer Börde in der Rubrik

Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.

Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.

Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.

Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.

Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.

Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.

Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.

Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.

Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.

Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.

So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.

Immer noch: Glückauf!

Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.

Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.

Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.

Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.

Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.

Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.

Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.

Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.

Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.

Imma noch: Glückauf!

 






Kalle ausse Klosestraße - Karl-Heinz aus der Klosestraße (Test Willi)

aus der Sprachregion Baaler Riedelland - Erkelenzer Börde in der Rubrik
Äh, Otto, alter Kumpel, wie doch die Zeit vergeht, schneller als mit dem Förderkorb auf die vierte Ebene auf unserer Zeche Sophia-Jacoba, um an die Kohle zu kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann und was ich dir das letzte Mal geschrieben hab‘. Und auf unsere Grube ist jetzt, 2024, schon vor 27 Jahren der Deckel drauf gekommen.
Äh, Ötte, ollen Kumpel, watt doch die Zeit vergeht, schnella als mitn Korb auffe vierte Sohle an Schacht 4 aufn Pütt von unser Sophia-Jacoba, um anne Kohle zu kommen. Ich weiß schon gaa nich mehr, wann un watt ich dich datt letzte Mal geschrieben hab. Und auf unsere Kull Sophia-Jacoba is gezz, 2024, schon vor 27 Jahre dä Deckel geknallt woarden.
Wie lange ist das jetzt her, dass du in den Schwarzwald, nach Gengenbach abgehauen bist? Um der Silikose-Lunge aus dem Weg zu gehen.
Wie lange is datt gezz her, dattu nachn Schwaazwald, nach Gengenbach abgehauen bis? Für die Silikose-Lunge aussn Wech zu gehen.
Was gibt es Neues in unserem alten Hückelhoven? Altes bald gar nicht mehr, wenn du doch irgendwann mal kommst, kommst du direkt zu meinem Haus in der Klosestraße, weil, das Hückelhoven das du kennst, kennst du nicht mehr wieder, da findest du dich nicht mehr zurecht.
Watt gibtet Neues in unser altes Hückelhoven? Altes bald gaanix mea, wennze doch iergendwann ma kommen tus, kommsse direkt in meine Bude inne Klossestraße, weil datt Hückelhoven, dattdu kennss, kennsse nich mea wieda, da weisse nich mea, wo der Frosch die Locken hat.
Ist alles weg auf dem Zechengelände, Kahlschlag, nur noch das Fördergerüst von Schacht 3 steht noch mit der Maschinen- und der Schachthalle, aber da halten noch ein paar Kumpel die Fahne hoch und das Schachtgerüst in Ordnung, ist jetzt sogar „für drei Millionen Euro restauriert worden“, wie die feinen Herrn  vom Amt so sagen. Sieht sich toll an, der Anschläger (Startgeber für die Förderkörbe) kann sofort wieder loslegen und wir wieder schuften.
Iss alles weg aufn Püttgelände, Kahlschlach, nur noch datt Gerüst von den Schacht 3 steht noch mit die Maschinen- und die Schachthalle, abba da halten nochen paa Kumpel die Fahne hoch un datt Schachtgerüst 3 in Oadnung, is gezz sogaa „für 3 Millionen Euro restauriert worden“, wie die Pinkel vonnen Amt so sagen. Kuckt sich doll an, dä Anschläger kann sofoat wieda loslegen un wia uns wieda einen abasten.
Wenn du an einem Donnerstag kommst, kannst du Maschinen- und die Schachthalle und eine Strecke (Kohle-Abbaubereich) mit den letzten Schildausbauten (Stahl-Sicherungs-Elemente gegen Grubeneinbrüche)  sehen, und hören, ist nach der heiligen Barbara benannt. 20 bis 30 Kumpel und ein paar Frauen sind da am Donnerstagmorgen  und arbeiten, die Jungs an den Anlagen, die Frauen kochen immer was Deftiges.
Wennsse annen Donnerstach kommss, kannsse die Maschinen- un die Schachthalle un ne Strecke mit die letzten Schildausbauten kucken un hörn, is nach die heilige Barbara genannt. 20 – 30 Kumpel un en paa Schicksen sinn da am Donnerstachmoagen am aabeiten[1], die Jungs an die Anlagen, die Schicksen kochen imma watt Deftiges.
Vor dem Fördergerüst haben sie jetzt eine Eventfläche gemacht, „Schachthof“ heißt das, da kommen 3000 Leute zum Gucken und Tanzen und so. Die jungen Leute.
Vor datt Fördergerüst hammse gezz eine „Iväntfläche“ gemacht, „Schachthof“ heißt datt, da kommense mit 3000 Mann zum Kucken un Tanzen unso. Die Krötschkes.
Auf dem Landabsatz (Kohle-Füllanlage für Lkw) und den alten und den neuen Sportplätzen haben sie alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannst du jetzt alles kaufen, für das du sonst nach Mönchengladbach fahren musstest.
Auf den Landabsatz un die alten un die neuen Sportplätze hammse alles Geschäfte gebaut, in Hückelhoven kannze gezz alles kaufen, für datt de sonss nach Gladbach faan musstes. Die halbe Paakhofstraße hamse abgerissen, alles Neubauten hingeflanzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ un die ganze Ecke anne Paakhofstraße geht auch auffe Schutthalde, da kommen Hotel un Kneipen, en Stück Rathaus, Pollezei und noch watt für en Gedöns hin.
Die halbe Parkhofstraße haben sie abgerissen und Neubauten hingesetzt. Unser altes „Hückelhovener Kaufhaus“ und die ganze Ecke an der Parkhofstraße gehen auch auf die Bauschutthalde, da kommen Hotel und Kneipen, ein Stück Rathaus, Polizei und noch was für Sachen hin.
Un unsere alte Borussia hat vonne Stadt für seine Kicker gezz widda en neues Stadion gekricht, unn da is datt Dollste: Auf den neuen Platz kannsse kein Gras mehr für deine Kannikel schneiden – datt ist ein „Kunstrasenplatz“, ich schätz ma, datt die gezz neue Rasenmäher für teuer Geld kaufen müssen.
Und unsere alte Borussia hat von der Stadt für ihre Fußballer wieder ein neues Stadion bekommen, und das Tollste: Auf dem neuen Platz kannst du kein Gras mehr für deine Kaninchen schneiden – das ist ein „Kunstrasenplatz“. Ich schätze mal, dass die jetzt neue Rasenmäher für teures Geld kaufen müssen.
Un sonss? Im Rathaus is immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sinn hier Neuwahlen; mein Enkel, kennsse doch noch, der is 18, der wundert sich, datt der Jansen wiedergewählt werden will, der dachte nämlich, datten Bürgermeister auf lebenslang gekrönt wiard, der kennt ja keinen anderen in sein Leben. So, gezz muss ich Schluss machen, dä Kulli is alle. Un bis an die nächste Wahl, wo die Fuzzis von die Parteien mit neue Kullis an die Budentür kommen, dauert datt noch watt.
Und sonst? Im Rathaus ist immer noch Bernd Jansen der Chef. 2025 sind hier Neuwahlen; mein Enkel, dä is 18, der wundert sich, dass der Jansen wiedergewählt werden will. Der dachte nämlich, dass ein Bürgermeister auf lebenslang gekrönt werde, der kennt ja keinen anderen in seinem Leben.
Imma noch: Glückauf!
So, jetzt muss ich aber Schluss machen, der Kuli ist leer. Und bis zur nächsten Wahl, wenn die Werber der Parteien mit neuen Kugelschreibern an die Haustür kommen, dauert das noch was.
 
Immer noch: Glückauf!




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