Ene Feldpostbref

Ein Feldpostbrief

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Ene Feldpostbref
Ein Feldpostbrief
im Felde 1941
im Felde 1941
Leve Mamm, leve Papp,
Liebe Mutter, lieber Vater,
ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:
ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:
Sonn für Öch on Ränge für oss!
Sonne für Euch und Regen für uns!
Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.
Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.
Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
on keen Beer für de Kehl tu spöhle.
Vergett mar nu Ühr Rängepien,
noa Ränge kömmt wer Sonneschien.
Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.
Euer Sohn Jakob
Euer Sohn Jakob.

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im Felde 1941

Leve Mamm, leve Papp,

ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:

Sonn für Öch on Ränge für oss!

Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.

Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
on keen Beer für de Kehl tu spöhle.
Vergett mar nu Ühr Rängepien,
noa Ränge kömmt wer Sonneschien.

Euer Sohn Jakob

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Liebe Mutter, lieber Vater,

ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:

Sonne für Euch und Regen für uns!

Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.

Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.

Euer Sohn Jakob.

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Liebe Mutter, lieber Vater,

ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:

Sonne für Euch und Regen für uns!

Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.

Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.

Euer Sohn Jakob.

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ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:

Sonn für Öch on Ränge für oss!

Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.

Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
on keen Beer für de Kehl tu spöhle.
Vergett mar nu Ühr Rängepien,
noa Ränge kömmt wer Sonneschien.

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Ene Feldpostbref - Ein Feldpostbrief

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Leve Mamm, leve Papp,
ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:
ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:
Sonne für Euch und Regen für uns!
Sonn für Öch on Ränge für oss!
Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.
Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.
Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.
Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
on keen Beer für de Kehl tu spöhle.
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noa Ränge kömmt wer Sonneschien.
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Ene Feldpostbref – Ein Feldpostbrief

Ein Mundart Beitrags aus: Gangelter-Waldfeuchter-Platt

Ein Feldpostbrief

Ene Feldpostbref

verfasst von: Jakob Hintzen
vorgetragen von:
aus der Sprachregion Gangelter-Waldfeuchter-Platt in der Rubrik Heim und Haus, Kindheit, Krieg

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im Felde 1941

Liebe Mutter, lieber Vater,

ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:

Sonne für Euch und Regen für uns!

Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.

Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.

Euer Sohn Jakob.

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im Felde 1941

Leve Mamm, leve Papp,

ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:

Sonn für Öch on Ränge für oss!

Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.

Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
on keen Beer für de Kehl tu spöhle.
Vergett mar nu Ühr Rängepien,
noa Ränge kömmt wer Sonneschien.

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Liebe Mutter, lieber Vater,
Leve Mamm, leve Papp,
ich schreibe euch heute einen Brief auf Platt, damit ihr seht, dass ich die Heimatsprache noch nicht verlernt habe. Die letzte Nacht stand ich hier in der Sahara bei Tobruck unter einem herrlichen Sternenhimmel. Der Mond schien so klar, ich konnte auf dem Boden die dicken, schwarzen Ameisen sehen. Es gingen mir so allerhand Gedanken durch den Kopf. Heute Morgen war ich auf dem Soldatenfriedhof bei Tobruck. Dort habe ich das Grab meines Schulfreundes Baase Heinz aus Löcken gefunden. Auf dem Grab stand ein Kreuz aus Holz mit seinem Namen. Auf dem Kreuz hing sein Stahlhelm mit zwei Gewehreinschüssen. Die Nacht war ruhig und kühl nach drei Tagen Sandsturm. Und nach drückender Tageshitze. Nur aus den Zelten, wo die Kameraden schliefen, hörte ich Geräusche wie aus einem Sägewerk und Töne wie von einer schlecht geblasenen Trompete. Ab und zu hörte ich in der Wüste die Schakale heulen. Liebe Mutter und Vater, in solcher Einsamkeit ging der Blick am Sternenhimmel entlang in Richtung Norden, dort wo die Heimat ist. Ich meinte, wäre der ganze Sch-Zirkus nur bald vorbei. Im letzten Brief von Euch, klagtet ihr über so viel Regen in diesem Sommer. In der Nacht auf der Wache fielen mir für Euch folgende Verse ein:
ech schrief Öch hüt ne Breef op Platt, domett ihr sett, dätt ech die Hematsprook noch neet verliert han. Die läste Ncht stong ech hie en de Sahara bie Tobruck onger ene herliche Starehiemel op Wache. De Mond schiehn su kloor, ech koosch op de Ärd de dicke schwatte Omeseke loope siehn. Ett genge mech su allerhand Gedanke dur de Kopp. Hütmorge woor ich op dä Soldatefriedhof bie Tobruck. Doe han ech dätt Grav van minne Scholfrönd Baase Hein van Löcke gefonge. Op dätt Grav stong en Krütz ut Hoot met siene Naam. Op dätt Krütz hong siene Stahlhelm mett 2 Gewehreinschüsse. De Nacht woor rüg on köhl noa 3 Dag Sandstorm on noa en dröckend Dageshetz. Blos ut de Zelte, wu die Kameraden am schloope wohre, hürde ech Geräusche wie enn en Sägewerk on Tüehn wie van en schleit geblosene Trompet. Aventu hürde ech en de Wüst de Schakale hüele. Leve Mamm on Papp, en suen Einsamkeit geng dä Bleck an dä Starehiemel entlang enn Richtung Norde, doa wohr de Heimat is. Ich mende, wühr dä ganze Sch-Zirkus maar bau omm. En dä läste Breef van Öch, klagde er üver sovöhl Ränge enn diese Sumer. En de Nacht op Wache fohle mech für Öch folgende Verse enn:
Sonne für Euch und Regen für uns!
Sonn für Öch on Ränge für oss!
Aus der Heimat höre ich Klagen,
eure diesjährigen Regenplagen.
Hier bei uns im Land der Sonne,
wäre Regen eine wahre Wonne.
Tag für Tag strahlt hier die Sonne, glüht der Sand
wie die Neger sind wir alle verbrannt
Ein Tauschgeschäft wäre drum nicht schlecht,
ein jeder käm‘ dann zu seinem Recht.
Ut dr Heimat hür ich Klage,
ühr diesjährige Rängeplage.
Hie bie oss emm Land der Sonne,
wühr Reänge en wahre Wonne.
Dag für Dag strahlt hie die Sonn, glüht dä Sand,
wie die Negers send wir all verbrannt.
En Tuschgeschäft wühr dromm neet schleit,
enjeder kühm dann tu siehn Recht.
Ich überlege und sinne und sinne,
wie transportiert ihr die Regenrinne.
Die Hitze wird hier luftdicht verpackt,
damit ihr noch was davon habt.
Sollt‘ euch dafür die Technik fehlen,
dann schickt uns Bier anstatt den Regen.
Bier, davon kann man hier bloß noch träumen aber dafür haben wir hier viel Flöhe und Läuse und kein Bier, um die Kehle zu spülen.
Vergesst nur jetzt eure Regenpein,
nach Regen kommt wieder Sonnenschein.
Ech üverleck on senn on senn,
wie transportiert ihr die Rängerenn.
Die Hetz wüht hie luftdicht verpackt,
domett ihr ooch watt davon hatt.
Soll Öch dovür die Technik fähle,
dann scheckt oss Beer anstatt dä Ränge.
Beer, dovan kann man hie blos noch dröme,
äver dovür hand wir hie vöhl Flüh on Lüs,
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