En dr Kreesch

Im Krieg

Text Mundart

Text hochdeutsch

En dr Kreesch
Im Krieg
An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.
Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.
Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.
Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.
De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.
Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.
Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.
Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.
Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…
Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.
Dat kann man net beschrieve.
Das kann man nicht beschreiben.
Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.
Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.
Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.
Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.
Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.
Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.
Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…
Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…

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An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.

Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.

De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.

Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.

Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…

Dat kann man net beschrieve.

Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.

Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.

Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.

Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…

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Im Krieg

Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.

Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.

Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.

Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.

Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.

Das kann man nicht beschreiben.

Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.

Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.

Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.

Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…

Geilenkirchener Innenstadt an der evangelischen Kirche inmitten der Zerstörungen durch den Krieg
Foto: © Archiv Hubert Laumen
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Über den Autor

Elisabeth Kempen

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Über den Interpret

Hubert Laumen

aus Geilenkirchen

Hubert Laumen hat nichts dagegen, wenn man ihn als „Vereinsmenschen“ bezeichnet. Seit Kindertagen engagiert sich der gebürtige Geilenkirchener, 1952, in einer Reihe von Vereinen u.a. als Vorstandsmitglied. Auch die Familie des verheirateten Vaters und Großvaters ist der Region verbunden. Der pensionierte Bankbetriebswirt wirkt im Vorstand der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft seiner Heimatstadt. Zu den Aktiven zählt ihn auch der örtliche Heimatverein, in dem er die Pflege der Platt-Mundart zu seinen Schwerpunkten zählt.

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Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.

Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.

Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.

Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.

Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.

Das kann man nicht beschreiben.

Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.

Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.

Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.

Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…

En dr Kreesch

An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.

Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.

De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.

Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.

Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…

Dat kann man net beschrieve.

Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.

Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.

Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.

Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…






Im Krieg
En dr Kreesch
Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.
An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.
Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.
Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.
Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.
De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.
Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.
Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.
Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.
Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…
Das kann man nicht beschreiben.
Dat kann man net beschrieve.
Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.
Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.
Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.
Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.
Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.
Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.
Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…
Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…




Im Krieg

En dr Kreesch

verfasst von: Elisabeth Kempen
vorgetragen von: Hubert Laumen

Im Krieg

Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.

Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.

Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.

Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.

Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.

Das kann man nicht beschreiben.

Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.

Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.

Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.

Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…

En dr Kreesch

An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.

Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.

De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.

Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.

Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…

Dat kann man net beschrieve.

Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.

Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.

Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.

Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…






Im Krieg
En dr Kreesch
Am Anfang vom Krieg – zwischen September und Oktober – war neben unserem Haus, in Mundts Wiese, ein Munitionslager aufgebaut.
An dr Aanfang van dr Kreesch – tösche dr September on dr Oktober – woor neave oser Huus – en Mundt’s Weej, e Munitiuns-laajer obgebouwt.
Zwischen der Feldscheune und unserem Haus hatten sie einen Schlagbaum gemacht. Wir bekamen alle einen provisorischen Pass, um dadurch zu gehen. Wenn wir zur Schule gingen, mussten wir das „Papier“ zeigen. Aber das dauerte nicht lange, dann wurde er wieder abgebaut.
Tösche de Veldschüer on os Huus haue se eene Schlaarboom jemakkt. Wr kriete all enne provisoresche Pass – öm doduer te jonn. Wenn wer non Schöll jenge, moote wr dat „Papierke“ zeeje. Äver dat duerde net lang, dann wued et wier avjebouwt.
Die Flugzeuge kreisten oft tief in der Luft, und die Piloten der Tiefflieger konnte man sehen.
De Fliejere kreisde döks jespenstesch deep on de Loff, on de Piloote van de Tieffliejere koot man senn.
Papa kaufte für uns alle eine Gasmaske. Neun große Dosen standen auf dem Schrank. Wie haben sie kein einziges Mal aufgesetzt.
Papa joll füer os all e Jaasmaske, nüng jru-ete Duese stenge op dr Kaas, wr hannt se kee enzech moal opjesatt.
Bei dem schrecklichen Angriff auf Aachen liefen wir zu den Nachbarn in einen kleinen Bunker. „Christbäume“ (Leuchtbomben) standen am Himmel. Es heulte von Sirenen – es krachte und dröhnte nur so. Die Flak schoss ununterbrochen und jeden Moment dachte man, das Ende ist gekommen.
Bej de schrekklesche Aanjreff op Oake liepe wr no de Nobbere en e „Bünkerke“. „Krissbööm“ stinge an dr Hemmel. Et hüllde va Sirene – et kraakde en drüende mar sue. De Flak schuet onongerbroeke on jedde Moment daat man – et Eng es jekomme…
Das kann man nicht beschreiben.
Dat kann man net beschrieve.
Einst saß ein Fremder in dem kleinen Bunker. Mama hatte uns beigebracht, wenn ein anderer etwas sagt, muss man schweigen. Aber der Kerl hörte nicht auf zu reden. Jeder zweite Satz fing an: Sie sind wieder am Schießen (Scheißen). Wer kann als Kind dann noch ernst bleiben. Dominikus steckte sich ein Taschentuch in den Mund, und die Lage war doch so traurig.
Ens soot enne Freame en et Bünkerke. Mama hau os bejjebraat, wenn enne angere jett sätt, mot man schwieje, äver de Keal hiel sesch ant mulle. Jedde zweejde Sazz feng aan: „Se sennt wr ant schesse.“ Wea kann als Kenk dann noch errens blieve. Dominikus steek sesch dr Täschedook en dr Monk, on de Laar worr doch sue trauresch.
Auf einmal mussten wir alle husten, aber Mama hat gemerkt was los war. Wir sahen dem Mann in die Augen bei dem fahlen Licht einer Petroleumlampe.
Op e mol moote wr all hooste, äver Mama hau jemergd wat loss woar. Wr soare de Maan en de Oore bej et faale Lesch von en Petroleumsfunsel.
Wir beteten alle zusammen den Rosenkranz, eine Tante sprach ganz laut, ich glaube, sie hatte schreckliche Angst. Bei den Einschlägen zitterte sie überall.
Wr bedde all zosamme dr Rossekranz, e Tänschke sproak jans laut, esch jlöv, se hau schrekklesche Angs. Bej de Enschläesch zedderde se üeverall.
Wie ernst alles war, verstanden wir Kinder gar nicht. Das war bei all unserm Leid noch etwas Glück, sonst hätte keiner mehr eine ruhige Minute gehabt…
Wie errens alles woar, verstinge wr Kenger jar net. Dat woar bej all os Leed noch jet Jlöck, sons häu kenne mie en röjije Minütt jehat…




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