Drr lonje Wenkter

Der lange Winter

Text Mundart

Text hochdeutsch

Drr lonje Wenkter
Der lange Winter
Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.
Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.
Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.
Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“
Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.
Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.
Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“
Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“
Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.
Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.
Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“
Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“

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Drr lonje Wenkter

Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.

Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.

Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.

Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“

Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.

Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“

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Der lange Winter

Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.

Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“

Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.

Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“

Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.

Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“

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Über den Autor

Leo Wilms

aus Myhl

Heimatfreunde können ihre Herkunft ganz schlecht verleugnen. Leo Wilms, der gebürtige und bekennende Myhler zog als Erwachsener mit seiner Familie des Hauses wegen nach Wildenrath, also ganz nah bei. Das heimatliche Platt zu sprechen, war für den 1937 Geborenen selbstverständlich in Elternhaus und Myhler Umfeld. Naturgemäß heute noch. Vater Casper erzählte schon lustige Geschichten, Onkel Paul stand da nicht nach. Er animierte Leo, Geschichten zu formulieren und vorzutragen. So ist Neffe Leo seit langem nicht nur beim Wassenberger Plattdütschoavend wie Bruder Bruno ein Urgestein. Und gesungen wird im Myhler Quartettverein.

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Autor:
Das Beitragsbild stammt von:
Josef Klaßen
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Dieser Beitrag stammt aus Myhl.

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Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.

Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“

Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.

Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“

Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.

Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“

Drr lonje Wenkter

Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.

Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.

Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.

Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“

Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.

Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“

Leo Wilms

Heimatfreunde können ihre Herkunft ganz schlecht verleugnen. Leo Wilms, der gebürtige und bekennende Myhler zog als Erwachsener mit seiner Familie des Hauses wegen nach Wildenrath, also ganz nah bei. Das heimatliche Platt zu sprechen, war für den 1937 Geborenen selbstverständlich in Elternhaus und Myhler Umfeld. Naturgemäß heute noch. Vater Casper erzählte schon lustige Geschichten, Onkel Paul stand da nicht nach. Er animierte Leo, Geschichten zu formulieren und vorzutragen. So ist Neffe Leo seit langem nicht nur beim Wassenberger Plattdütschoavend wie Bruder Bruno ein Urgestein. Und gesungen wird im Myhler Quartettverein.

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Drr lonje Wenkter

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Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.
Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.
Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“
Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.
Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.
Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.
Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“
Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“
Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.
Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.
Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“
Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“
Leo Wilms

Heimatfreunde können ihre Herkunft ganz schlecht verleugnen. Leo Wilms, der gebürtige und bekennende Myhler zog als Erwachsener mit seiner Familie des Hauses wegen nach Wildenrath, also ganz nah bei. Das heimatliche Platt zu sprechen, war für den 1937 Geborenen selbstverständlich in Elternhaus und Myhler Umfeld. Naturgemäß heute noch. Vater Casper erzählte schon lustige Geschichten, Onkel Paul stand da nicht nach. Er animierte Leo, Geschichten zu formulieren und vorzutragen. So ist Neffe Leo seit langem nicht nur beim Wassenberger Plattdütschoavend wie Bruder Bruno ein Urgestein. Und gesungen wird im Myhler Quartettverein.

Quelle:




Drr lonje Wenkter

Ein Mundart Beitrags aus: Wassenberger-Riedelland-Platt

Der lange Winter

Drr lonje Wenkter

verfasst von: Leo Wilms
vorgetragen von:

Der lange Winter

Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.

Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“

Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.

Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“

Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.

Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“

Drr lonje Wenkter

Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.

Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.

Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.

Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“

Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.

Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“

Leo Wilms

Heimatfreunde können ihre Herkunft ganz schlecht verleugnen. Leo Wilms, der gebürtige und bekennende Myhler zog als Erwachsener mit seiner Familie des Hauses wegen nach Wildenrath, also ganz nah bei. Das heimatliche Platt zu sprechen, war für den 1937 Geborenen selbstverständlich in Elternhaus und Myhler Umfeld. Naturgemäß heute noch. Vater Casper erzählte schon lustige Geschichten, Onkel Paul stand da nicht nach. Er animierte Leo, Geschichten zu formulieren und vorzutragen. So ist Neffe Leo seit langem nicht nur beim Wassenberger Plattdütschoavend wie Bruder Bruno ein Urgestein. Und gesungen wird im Myhler Quartettverein.

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Drr lonje Wenkter

Der lange Winter
Drr lonje Wenkter
Es war einmal ein Guter Mann, der sagte immer zu seiner Frau, tu alles weg für den langen Winter.” Wenn sie mal etwas Neues bekommen hatten, ob gekauft oder geschenkt, sagte der Mann: „Alles fort tun für den langen Winter.“ Ob ein Sack Kartoffeln, ein Sack Kohlen oder Briketts, oder schon mal ein halbes Schwein, das war egal. Sowie auch Kleinsachen, alles wegtun für den langen Winter.
Ett woar enns enne Johe Minsch, de säet ömmer vörr sinn Vrau, donn alles fott vörr de lonje Wenkter. Wenn ett enns jett neues jejove hau, odder se haue jett jeschenkt krieje, säet he vörr sinn Vrau: „Alles fott duen vörr drr Wenkter.“
Off ett enne Sock Aepel woar, enne Sock Koohle odder Briketts, odder allens eh holf Ferke, datt woar ejal. Och dat Kleendenje, alles fott due vörr drr lonje Wenkter.
Auf einmal hatten die Dorfjungen, die immer mal gern mit einem Ziegelstein am Hausgiebel scheuerten, etwas mitbekommen. Ein Fenster am Haus stand auf und sie hörten, dass der Mann zu seiner Frau sagte: „Alles wegtun für den langen Winter.“
Op eenmol haue de Dörpsjonjes, die ömmer drr Jievel schuure dinje, onjer de Fensterschläech jelurt. Dobbe haue se metkrieje, dat de Minsch säet, alles fott duen vörr drr lonje Wenkter.
Die Dorfburschen wussten, dass die Frau im Kopf nicht ganz klar war und Denkschwierigkeiten hatte. Schnell hatten sie sich etwas ausgedacht. Sie kannten im Nachbardorf einen langen, großen Mann, der sich auch noch Winter schrieb. Um an die schönen zurückgelegten Sachen zu kommen, musste ja nun auch der Lange Winter kommen. Und so kam er auch.
Un doe se joa woosse, dat die Vrau enn drr Kopp neet jonz kloar dorrbee woar, haue se sech flott jet udjedäeht. Die Männ konke en ett Nobberdörp enne lonje jruete Minsch. Dee sech och noch Wenkter schrieef. Ömm an dat johe schönne truikjestelde Denje de komme, moosch joa nu drr lonje Wenkter komme. Un sue koam ett ooch.
Eines Tages, es hatte sich schon jede Menge angesammelt, war der Gute Mann zur Arbeit. Vor dem Haus hielt ein Kleintransporter. Der Lange Winter stieg aus und klingelte an der Haustür. Die Frau öffnete die Tür. „Guten Tag, liebe Frau, ich bin der Lange Winter. Ich komme mir die Sachen abholen, die sie für mich zurückgestellt und -gelegt haben.“ „Hoh“, sagte die Frau, „das ist aber gut, dass sie kommen, wir haben schon bald keinen Platz mehr, nehmen sie nur alles mit.“
Eenes Dars, drr Johe Minsch hau joa döchtig jesammelt, woar he jerad op drr Arbett. Doa stonj ob eenmol enne kleene Transporter be die Lüh vörr de Düer. Drr Lonje Wenkter schellet un die Vrau meek de Düer op. „Enne schönne johe Daar wönsch ech öch, Vrau. Ech bönn drr Lonje Wenkter, ech well dat Denje affhoale, watt err vörr mech trückjestellt hatt.“ „Hoh“, säet die Vrau, „dat ess evver schönn, jod dat irr kommt, virr hant all bold kenne Plaatz mie, nemmt mar alles mett.“
Schnell war alles aufgeladen, der Lange Winter hatte ja gute Hilfe dabei. Und fort waren sie.
Flott woar dat jonze Denje objelahe, drr Lonje Wenkter hau joa oor johe Hölp drrbee. Un fott woare se.
Als nun des Abends der Gute Mann von der Arbeit nach Hause kam, sagte seine Frau zu ihm: „Was meinst du, endlich war der Lange Winter hier. Er hat alles mitgenommen, was wir für ihn gesammelt hatten. Jetzt haben wir wieder Platz im Keller.“
Wie nu ett Ovends de Johe Minsch von drr Aerbett heem koam, säet die Vrau vörr öm: „Watt menste, Minsch, endlich woar drr Lonje Wenkter hee, he hätt alles mettjenoome, wat virr vörr ömm desame jestellt haue. Nu hant virr wirr Plaatz enn drr Keller.“
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Heimatfreunde können ihre Herkunft ganz schlecht verleugnen. Leo Wilms, der gebürtige und bekennende Myhler zog als Erwachsener mit seiner Familie des Hauses wegen nach Wildenrath, also ganz nah bei. Das heimatliche Platt zu sprechen, war für den 1937 Geborenen selbstverständlich in Elternhaus und Myhler Umfeld. Naturgemäß heute noch. Vater Casper erzählte schon lustige Geschichten, Onkel Paul stand da nicht nach. Er animierte Leo, Geschichten zu formulieren und vorzutragen. So ist Neffe Leo seit langem nicht nur beim Wassenberger Plattdütschoavend wie Bruder Bruno ein Urgestein. Und gesungen wird im Myhler Quartettverein.

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