Heimatverein begeistert für das Plattdeutsche

Ein Bericht von der Aachener Zeitung
Das Bild zu diesem Artikel stammt von Dettmar Fischer

Im zehnten Jahr seines Bestehens veranstaltete der Heimatverein Schafhausen seinen 20. Mundarttreff live.

Wohl kaum jemand hätte im November 2014, als sich eine Gruppe um Peter Kolen, Tilmann Mühlenmeister, Theo von Birgelen und Hans-Josef Heuter zur Gründung eines Heimatvereins in Schafhausen entschlossen hatten, geahnt, dass die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte und der heimischen Mundart einmal so populär werden würde, dass zum nunmehr 20. Mundarttreff rund 80 Menschen nicht nur aus dem Ort, sondern aus der ganzen Region in die Schafhausener Mehrzweckhalle kommen würden.

Es wurde gemütlich eng im Vorraum der Mehrzweckhalle, wo regelmäßig nicht nur der Mundarttreff live, sondern auch ein weiterer Mundartreff, bei dem die Videoaufzeichnungen der vorangegangenen live-Beiträge gezeigt werden, stattfinden. Das rührige Team des Heimatvereins Schafhausen um die Vorsitzende Dr. Ursula Gellissen und Geschäftsführer Hans-Josef Heuter, schaffte schnell Stuhl um Stuhl herbei, um allen Gästen einen Sitzplatz zu verschaffen.

Hans-Josef Heuter konnte zufrieden feststellen, dass unter den Besuchern auch viele waren, die zum ersten Mal zum Mundarttreff gekommen waren und auch einige, die mit Redebeiträgen zum ersten Mal zu einer gelungenen Veranstaltung beitrugen. Da Helmut Laprell, Vorstandsmitglied des Heimatvereins, alle live-Mundartabende mit einer professionellen Videoausrüstung aufzeichnet, entstanden durch die vier Neuinterpreten dieses Abends auch wertvolle Beiträge, die die Vielfalt der Dialekte im Kreisgebiet widerspiegeln.

Perfekt aufbereitet, mit hochdeutschen Übersetzungen der plattdeutschen Texte, werden die Mundarttreff-Videos zu einem wertvollen Schatzkästlein, das auch das Großprojekt Mundart-Atlas bereichern wird.

Die Arbeitsgemeinschaft Mundart-Atlas der Heimat- und Kulturvereine Kreis Heinsberg arbeitet derzeit fleißig an diesem breit angelegten Projekt, das die Mundart zukünftigen Generationen erhalten soll. Das Ziel ist es, bis zum Herbst den Mundart-Atlas fertig zu stellen.

Dass das Plattdeutsche eine Sprache ist, die aus dem Herzen kommt, wie Ursula Gellissen es ausdrückte, wurde auch beim nunmehr 20. Mundarttreff live deutlich. Diese Sprache lebt mit den Menschen, die sich in ihr ausdrücken.

Jemand, der dies auf eine Art und Weise versteht, die selbst Zuhörer für das Plattdeutsche begeistert, die nicht jedes Wort verstehen, ist Annaliese von den Driesch aus Dremmen. Sie trägt ihre eigenen Texte, die auch in einem kleinen Büchlein veröffentlicht wurden, von Anbeginn an bei den Mundartabenden des Heimatvereins Schafhausen mit großem Erfolg vor. Wenn Annaliese von den Driesch hinter dem Rednerpult steht und von der Natur und den Blumen berichtet und so manche Lebensweisheit aus ihrem langen Leben weitergibt, spürt man, dass diese Sprache tatsächlich aus dem Herzen kommt.

Annaliese von den Driesch wurde beim Jubiläums-Mundarttreff denn auch verdientermaßen gemeinsam mit Magda Hausmann aus Karken und Dr. Heinz Hansen, aus Oberbruch stammend, inzwischen im Süd-Schwarzwald lebend, von der Vorsitzenden des Heimatvereins Schafhausen die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Heinz Hansen schreibt ebenfalls eigene Texte in Plattdeutsch, die er regelmäßig bei den Mundarttreffen vorträgt. Dass man auch aktuelle Themen sehr gut im Plattdeutschen verarbeiten kann, bewies Hansens Vortrag, in dem er seine Gedanken zur Corona-Pandemie sehr gut nachvollziehbar ausdrückte. Magda Hausmann las unter anderem den amüsanten Text „Ene Doreen wie en Karke en de Kerk“, also „Ein Durcheinander wie in Karken in der Kirche“.

Wie stets war der Mundartabend des Heimatvereins Schafhausen einem Thema gewidmet. Dieses Mal gestaltete sich die Textauswahl nach dem Motto: „Et Fröhjoor kütt met Jewalt ut alle Ecke on Kaunte em Krees Hensberch an dr Daach on et blööd on schprütt en alle Färve“ (Das Frühjahr kommt mit Gewalt aus allen Ecken und Kanten im Kreis Heinsberg an den Tag und es blüht und sprüht in allen Farben). Schlicht und einfach „Vröhjoar“, in etwas anderer Schreibweise als im Schafhausener Platt, hieß denn auch ein Stückchen von Theo Jessen aus dem schönen „Selfkantlandj“.

Foto: Annaliese von den Driesch (l.) bereicherte den sehr gut besuchten Jubiläums-Mundarttreff des Heimatvereins Schafhausen mit eigenen plattdeutschen Texten. Foto: Dettmar Fischer

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