Der Mundartatlas kommt als gedruckte Broschüre und als Website

Ein Bericht von der Aachener Zeitung
Das Bild zu diesem Artikel stammt von Minkenberg Medien

„Ich muss bekennen, dass ich lange nicht alles verstanden habe“, Georg Wimmers und damit jemand, der das Plattdeutsche beherrscht, und zwar das von seiner Heimat Beeck bei Wegberg. Den Satz gab er nun zum Abschluss eines Mundartabends in Schafhausen von sich, bei dem er vorher die weiteren Platt-Varietäten der Drei-Flüsse-Region Rur, Maas und Schwalm gehört hatte. Georg Wimmers ist Vorsitzender des Heimatvereins Beeck und bietet regelmäßig Unterhaltungsveranstaltungen in Plattdeutsch an. Mit seinem Eingangssatz unterstrich Wimmers in Schafhausen den Bedarf am Projekt „Mundartatlas von Schwalm und Rur bis an die Maas“, das seit zwei Jahren von Kultur- und Heimatvereinen im Kreisgebiet erarbeitet wird.

Der Mundartatlas, dessen Druck-Medium bereits fertiggestellt ist und dessen digitale Version als Homepage momentan den letzten Schliff bekommt, wird bis zum 19. November von der NRW-Heimatministerin Ina Scharrenberg der Öffentlichkeit übergeben. 137.000 Euro hatte das Land für das Projekt bewilligt. Die Leitung lag und liegt in den Händen des Schafhauseners Hans-Josef Heuter und des Hückelhoveners Willi Spichartz.

„Authentisch“ steht über dem gesamten Vorhaben. Die Texte der Autoren, auch der verstorbenen, aus sieben Regionen im Kreisgebiet und darüber hinaus mussten authentisch sein und vor allem bleiben. Die meisten aktuellen Autoren übersetzen ihre Texte selbst, die Redaktion achtet auf ein einheitliches Regelwerk hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung. Andere Übersetzungen werden vom Redaktionsteam vorgenommen. Sprachaufbau, Satzbau, Sprachrhythmus werden in allen Texten gewahrt, lediglich unterschiedliche Schreibungen in den einzelnen Beiträgen werden vereinheitlicht.

Bei den Übersetzungen wurden keine Anpassungen vorgenommen, zum Beispiel wurden keine Endreime im Plattdeutschen zwangsweise im Hochdeutschen gereimt. Der kreative Akt der Autoren soll erhalten werden. Nur so, fand das vierköpfige Redaktionsteam, lasse sich der Unterschied der Urheber-Werke voneinander im recht kleinen Raum des Bearbeitungs-Gebiets erkennen. Die Redaktion folgt damit auch entsprechenden Hinweisen der beteiligten Bonner Wissenschaftler von der dortigen Universität und dem Amt für Landeskunde.

„Das wird von Dorf zu Dorf schon anders gesprochen.“ Diese Erkenntnis ist praktisch immer zu hören, wenn man Menschen in der Region auf das Plattdeutsche anspricht. Und genau diese Varietäten auf kleinem Raum wurden herausgestellt. In der Druckbroschüre werden die Texte sowohl in Plattdeutsch als auch in Hochdeutsch nebeneinander gesetzt, garniert mit Fotos, ergänzt mit Informationen zu den Autoren, den Regionen und den Spezifikationen der jeweiligen Platt-Ausprägungen auch über QR-Codes.

Heuter und Spichartz sind sich sicher, dass der niedrigschwellige Zugang zum Plattdeutschen von der beauftragten Web-Design-Firma Minkenberg aus Gangelt für beide Veröffentlichungen kongenial umgesetzt ist. Zahlreiche Pfade und ebensolche Verbindungsmöglichkeiten bieten den Zugriff auf die Grundmöglichkeiten über die Druckversionen hinaus zu den Filmen, in denen Autoren Originaltexte vortragen, zu denen die Nutzer hochdeutsche Untertitel zuschalten können. Diese 24-Stunden-Zugriffsmöglichkeiten setzen die Schulen in die Möglichkeit, kostenlos im Unterricht per Abruf die Regional-Heimatsprache vorzustellen, ohne dass Lehrer sie selbst sprechen müssten.

Es ist ein Anliegen der Initiatoren, den immer weniger gesprochenen Dialekt in all seinen Ausprägungen in die Zukunft zu transportieren. Dem dient auch, dass das Projekt zunächst auf eine Laufzeit von zehn Jahren gesichert ist. Schon jetzt bietet die bald zu eröffnende Homepage erheblich mehr Informationen als die Druckversion, sie wird in ihren unendlichen Möglichkeiten weiter bestückt vom Redaktionsteam, neben Heuter und Spichartz Josef Klassen aus Langbroich und Hans Nijs aus Geilenkirchen.

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