Willi Spichartz ist seit frühen Schulzeiten geschichtsinteressiert, und das nicht nur für die nähere Heimat und nicht nur für die Vergangenheit.
„Nichts ist so alt wie die Tageszeitung von gestern.“ Der gebürtige Hückelhovener verbindet als (pensionierter) Tageszeitungs-Redakteur diese These mit seinen Geschichtsinteressen, die er wiederum als Leiter des Arbeitskreis (AK) Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande verfolgen und füllen kann. Mit immer wieder neuen Geschichten aus alten Zeiten Interesse wecken und Wissen vermitteln. Und das erfolgreich.
Hückelhoven ist sicherlich die Stadt in der Region an Rur, Wurm, Niers und Schwalm mit den erheblichsten Brüchen in ihrer Historie, vorrangig im 20. Jahrhundert in Form von wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen, Stichworte Aufbau der Kohleförderung, Strukturwandel aus der Kohleförderung. Vergangenheit ist Gegenwart.
Der mit den Bergleuten und ihren Familien über Jahrzehnte aus dem Ruhrgebiet gekommene Dialekt als Konglomerat aus westfälischem „Platt“ und osteuropäischen Sprachen bildete in Hückelhoven bis in die 1970-er Jahre als „Ruhrpöttisch“ eine Exklave im ansonsten Südniederfränkischen Idiom der Region vor allem in der heutigen Innenstadt und Schaufenberg.
Der Verlust dieses Spezifikums rührt aus dem allgemeinen Trend zu sogenannten „Regiolekten“, Sprach-Vereinheitlichung für größere Räume, und dem Zuzug von Bergarbeitern aus Spanien, Griechenland und vor allem der Türkei ab den 1960-er Jahren. Der Erhalt Hückelhovener „Ru(h)rpöttischen“ gehört in ein Projekt wie den „Mundartatlas von der Schwalm und Rur bis an die Maas“ – ein Mitwirken des AK Hückelhoven und dessen Leiters Willi Spichartz als einer der beiden Koordinatoren und als verantwortlicher Textbearbeiter ist von daher nur logisch, notwendig und konsequent.
Die Kolumne „Kalle ausse Klossestraße“ verfasst W. Spichartz seit 30 Jahren in unregelmäßigen Abständen als Ergänzung zur damaligen Plattdeutsch-Kolumne „Vertäll möt Hujo“, beide erschienen in den „Erkelenzer Nachrichten“.
„Kalle“ ist ein Hückelhovener Bergmanns-Pensionär, der seinen seit Jahrzehnten im Schwarzwald, in Gengenbach, wegen der guten Luft lebenden Kumpel Ötte brieflich sporadisch auf dem Laufenden hält, meistens, wenn er vor politischen Wahlen Kugelschreiber von den Parteien bekommen hat.