137.000-Euro-Förderung, damit das Plattdeutsche im Kreis Heinsberg erhalten bleibt

Ein Bericht von der Aachener Zeitung
Das Bild zu diesem Artikel stammt von Dettmar Fischer

Kreis Heinsberg Dem Projekt „Mundart-Atlas von Schwalm und Rur bis an die Maas“ hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein Westfalen die höchste Förderstufe zugesprochen. Über das Förderprogramm „Heimatzeugnis“ gewährt das Land 90 Prozent der Kosten dieses Projektes, das das Plattdeutsche für zukünftige Generationen erhalten soll.

Der Bewilligungsbescheid über 137.700 Euro erreichte in diesen Tagen den Koordinator der „Arbeitsgemeinschaft Mundart-Atlas der Heimat- und Kulturvereine im Kreis Heinsberg“, Hans-Josef Heuter in Schafhausen. Gearbeitet wurde schon seit gut einem Jahr kräftig, um die Vorarbeiten zu leisten und die Projektdarstellung gegenüber dem Fördergeldgeber darstellen zu können.

Nach dem Eingang des Förderbescheids stand nun die feierliche Unterzeichnung des Vertrages mit der Minkenberg Medien GmbH aus Gangelt an, die nach einer Ausschreibung im Frühjahr den Zuschlag für die Gestaltung des Projektes in gedruckter und in digitaler Form erhalten hat. Die Vertragsunterzeichnung nahmen Hans-Josef Heuter und Willi Spichartz aus Hückelhoven seitens der Arbeitsgemeinschaft und Elmar Bransch für Minkenberg Medien in der Mehrzweckhalle Schafhausen vor.

Unterstützung erhält die Arbeitsgemeinschaft auch von Landrat Stephan Pusch. Wie Hans-Josef Heuter im Rahmen der Vertragsunterzeichnung erläuterte, habe Pusch die von mehreren Heimatkundlern entwickelte Idee eines Mundart-Atlas zum Anlass genommen, im Oktober 2022 alle Beteiligten zu einer Konferenz in das Kreishaus einzuladen.

Aus diesem Kreis hatte sich dann eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die bereits neun gemeinsame Sitzungen durchgeführt hat. Man hat bereits einen umfangreichen Fundus an CDs, Büchern und Broschüren zusammengetragen und kann darüber hinaus auf die Mundartzeitschaft „Oos Platt“ zurückgreifen, die in allen 65 Ausgaben archiviert ist. Der Heimatverein Schafhausen verfügt zudem bereits über umfangreiches Ton- und Bildmaterial.

Der „Mundart-Atlas von Schwalm und Rur bis an die Maas“ bildet ein Alleinstellungsmerkmal im Rheinland und wird daher auch vom Amt für Landeskunde und der Universität Bonn begleitet. Ein erstes Abstimmungsgespräch mit diesen beiden Institutionen ist bereits für den 9. November vorgesehen. Ziel des Projektes ist der Erhalt des „Plattdeutschen“, das mit der älteren Generation auszusterben droht.

Die initiierende Arbeitsgemeinschaft möchte nicht nur eine in 3000 Exemplaren gedruckte Ausgabe des Mundart-Atlas herausgeben, sondern über eine einzurichtende Homepage mit Filmen, Vorträgen und Dokumenten die „Muttersprache“ auch der jüngeren Generation nahe bringen. So könnte auch in den Schulen die Mundart zum Thema gemacht werden. Denn die Zeit, als der Lehrer selber noch Platt sprach, ist schon lange vorbei.

Bis in die jüngste Vergangenheit sind bereits Untersuchungen und Darstellungen über den Gebrauch der regionalen Mundart vorgenommen worden, von Heimatvereinen im Kreisgebiet, aber auch vom Amt für Landeskunde in Bonn. Mehrere Heimatvereine im Kreis, von Wegberg bis zum Selfkant, bieten regelmäßig Mundart-Abende mit Publikums-Erfolg an. Die Initiatoren des Mundart-Atlas bewegt die Sorge, dass das heimische „Platt“ völlig verschwindet, vor allem die Aussprache untergeht. Das Kreisgebiet wollen die Initiatoren in verschiedene „Platt-Zonen“ einteilen.

Den Zeitrahmen für die Umsetzung ziehen die Heimatkundler bis Ende 2024. „Es ist absehbar, wann kein Platt mehr gesprochen wird“, stellte Hans-Josef Heuter fest. Schließlich sei der Kreis derer, die das Platt pflegen, doch deutlich jenseits der 60 Altersjahre anzusiedeln. Willi Spichartz: „Nach uns spricht kaum noch jemand platt. Wenn wir das Projekt jetzt nicht umsetzen, wird es wohl keiner mehr anpacken.“

 

Foto: Hans-Josef Heuter (M.), Willi Spichartz (r.) und Elmar Bransch (l.) unterzeichneten in der Mehrzweckhalle Schafhausen den Vertrag zur Gestaltung des Mundart-Atlas, nachdem der Förderbescheid des Landes über 137.700 Euro eingegangen ist. Foto: Dettmar Fischer

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