Det Rue Nierke on däe Griene Fränz
Der rothaarige Leonard und der Griene Franz
Text Mundart
Text hochdeutsch
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Det Rue Nierke on däe Griene Fränz
1972 storv en Bröggelke däe Bauckes Hendrik en een Auer von viefonnüjentzech Joar. Häer woar ens een rechteech Bröggelker Original, on man kaunnt höm bäeter – vlecht däe eene oder aungere von os och hüt noch – onger däe Naam „Rue Nierke“.
Kott noa dr läeste Kreech, et woar Äeng von die vierteger Joare, wool Nierke en et Vröejoar aan eene Morge Pootäerpel von die aunger Sie rüeverschmuggele. Et iesch beluurde häe jaunz genau die Grenz von Vöcht bis Authaare, on wie häet wiet on breet nix von eene Kammis sien koesch, vohr det Nierke met sin Schörskaar üever die Pööl noa Kemptien. Bie Jüer loo häe twie Säck Bienches op sein Gefährt on makde sech weer vaurts trück op dr Wäech noa heem. Wie häe nue aan die Bröggelker Kamissehuesere vorbie schörjde, sprong doa häenger een Muur eene Zöllner eruet on reep: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke verschreckde sech gewäldech on staamelde: „D.d dett s.s.send m.m.mar Poatäerpel! D.die bruuk ech v.vüer m.mien Veld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen!“, blaffde däe Kammis, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Jaunz neergeschlaje schörjde Nierke die Schörskaar met die twie voll Säck noa heem, on däe Kammis trooch häenger heer. Bie däe Bauckes op dr Denn stellde däe Kammis die Säck aan een Waund on kläevde oave op die Puus von jede Sauck eene Papierstriep met eene Stempelsiegel doa drop. Dann schriev häe sech Nierkes Personalien op on sauch: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen Sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Vüer dr jaunze Daach woar Nieres nue op et Hööt geschlaje, on häe lopde bedrövt on met een launk Gesecht herom. Det hau sinne Noober Grien Fränz gemerkt. Wie däe nue wiete wool, welche Luus däe Bauckes üever die Läever geloope woar, vertellde Nierke döm von sien Messgescheck. „Häet däe Kammis och en die Säck erenn gekieke?“, vroagde Fränz. „Näe“, sauch Nierke, „däe häet die Säck maar betaust“. „Dann moss du Stommerek doch wall weete, wat du de duen häes! Vahr vaurts wäer noe Kemptien erop on hool een jaunze Schörskaar well Kastangele, die doa aan dr Bosch von dr läeste Hervs an noch erom legge. Die dont wir statt die Äerpel en die Säck erenn!“ „Fränz, det jeht neet sue einfach wie du det menst. Op die Säck kläeve doch die Plombe!“ „Maak kenne launge Vertell! Hoal du nue die Kastangele! On die Plombe solle os neet affhaute on hängere aan det, wat wir nue de duen haan. Doamt weere wir gaunz sieker och noch veerdech!“
Een knauppe Uhr laater woar Nierke met die Schörskaar voll Kastangele wäer en sinn Schüer. Grien Fränz sautt die twie Säck Äerpel nue jaunz vüersechtech op dr Kaupp, schniet met een Metz däe Boam von de Säck op, hollde die Äerpel eruet, völlde nue die Kastangele erenn on niede dann die Säck met een gruete Stoppnoll on een dönn Koart weer tue. Die Säck wuerte wäer omgedrieht, on nue stenge sie wäer genau sue, wie däe Kammis sie aan dr Morje obgestellt hau. Aan die Puus von jede Sauck woar oave drop noch ömmer die Papierstriep met dett Siegel genau sue wie vüerheer. Et aunger Morjes koam een Kammis met eene Pritschewaage, loo die twie voll Säck op on vohr doamet op Hensberg aan.
Die Zollbehörde häet niemie jet van die Säck van sech hüere loate. Dät Nierke woar met die Hölp von Grien Fränz op een joe Art on jaunz oane Schaa uet eene gruete Schlamassel erut gekomme.
Text hochdeutsch
Der rothaarige Leonard und der Griene
1972 starb in Brüggelchen der Heinrich Backes in einem Alter von vierundneunzig Jahren. Er war einmal in Brüggelchen ein richtiges Original, und man kannte ihn besser – vielleicht der eine oder andere von uns heute noch – unter dem Namen „Rue Nierke“.
Kurz nach dem letzten Krieg, es war Ende der vierziger Jahre, wollte Nierke im Frühjahr an einem Morgen Pflanzkartoffeln von der anderen Seite der Grenze herüberschmuggeln. Zuerst beobachtete er ganz genau die Grenze von Waldfeucht bis Althaaren, und als er weit und breit nichts von einem Zöllner sah, fuhr Nierke mit seiner Schubkarre über die Grenze nach Kemptien. Bei Jüer lud er zwei Säcke Bienchens (Kartoffelsorte) auf sein Gefährt und machte sich wieder sofort zurück auf den Weg nach Hause. Als er nun an den Zollhäusern in Brüggelchen vorbeiging, sprang dort hinter einer Mauer ein Zöllner hervor und rief: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke erschrak gewaltig und stammelte: „D.d. das s.s.sind n.n.nur Pflanzkartoffeln! D.die brauche ich für m.mein Feld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen“, blaffte der Zöllner, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Ganz niedergeschlagen schob Nierke die Schubkarre mit den zwei vollen Säcken nach Hause, und der Zöllner kam hinterher. Beim Backes in der Scheune stellte der Zöllner die Säcke an eine Wand und klebte oben auf die verknoteten Säcke einen Papierstreifen mit einem Stempelsiegel. Dann schrieb er die Personalien von Nierke auf und sagte: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Für den Rest des Tages war Nieres am Boden zerstört, und er lief betrübt und mit einem langen Gesicht herum. Dies hatte sein Nachbar Grien Franz bemerkt. Als dieser wissen wollte, welche Laus dem Backes über die Leber gelaufen war, erzählte Nierke ihm von seinem Missgeschick. „Hat der Zöllner auch in die Säcke hineingeschaut?“, fragte Franz. „Nein“, sagte Nierke, „der hat die Säcke nur betastet.“ „Dann must du dummer Kerl doch wissen, was du zu tun hast! Fahre sofort wieder nach Kemptien herauf und hole eine volle Schubkarre voller wilder Kastanien, die dort am Wald vom letzten Herbst an noch herumliegen. Die tun wir anstatt der Kartoffeln in die Säcke!“ „Franz, das geht nicht so einfach wie du das meinst. Auf den Säcken kleben doch die Plomben!“ „Rede nicht lange daher! Hole du jetzt die Kastanien! Und die Plomben sollen uns nicht davon abhalten und hindern, was wir jetzt zu tun haben. Damit werden ganz sicher auch noch fertig!“
Eine knappe Stunde später war Nierke mit der Schubkarre voller Kastanien wieder in seiner Scheune. Grien Franz setzt die zwei Säcke Kartoffeln nun ganz vorsichtig auf den Kopf, schnitt mit einem Messer die Böden der Säcke auf, holte die Kartoffeln heraus, füllte jetzt die Kastanien hinein und nähte sie dann mit einer großen Stopfnadel und einer dünnen Kordel wieder zu. Die Säcke wurden wieder umgedreht, und nun standen sie wieder so, wie der Zöllner sie am Morgen aufgestellt hatte. Auf den Knoten der Säcke waren oben drauf noch immer die Papierstreifen mit den Siegeln genauso wie vorher. Am nächsten Morgen kam ein Zöllner mit einem Pritschenwagen, lud die zwei vollen Säcke auf und fuhr damit nach Heinsberg.
Die Zollbehörde hat nie mehr etwas wegen der Säcke von sich hören lassen. Nierke war mit der Hilfe von Grien Franz auf eine gute Weise und ganz ohne Schaden aus einem großen Schlamassel herausgekommen.
© Karl-Heinz Hamacher
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Der rothaarige Leonard und der Griene
1972 starb in Brüggelchen der Heinrich Backes in einem Alter von vierundneunzig Jahren. Er war einmal in Brüggelchen ein richtiges Original, und man kannte ihn besser – vielleicht der eine oder andere von uns heute noch – unter dem Namen „Rue Nierke“.
Kurz nach dem letzten Krieg, es war Ende der vierziger Jahre, wollte Nierke im Frühjahr an einem Morgen Pflanzkartoffeln von der anderen Seite der Grenze herüberschmuggeln. Zuerst beobachtete er ganz genau die Grenze von Waldfeucht bis Althaaren, und als er weit und breit nichts von einem Zöllner sah, fuhr Nierke mit seiner Schubkarre über die Grenze nach Kemptien. Bei Jüer lud er zwei Säcke Bienchens (Kartoffelsorte) auf sein Gefährt und machte sich wieder sofort zurück auf den Weg nach Hause. Als er nun an den Zollhäusern in Brüggelchen vorbeiging, sprang dort hinter einer Mauer ein Zöllner hervor und rief: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke erschrak gewaltig und stammelte: „D.d. das s.s.sind n.n.nur Pflanzkartoffeln! D.die brauche ich für m.mein Feld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen“, blaffte der Zöllner, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Ganz niedergeschlagen schob Nierke die Schubkarre mit den zwei vollen Säcken nach Hause, und der Zöllner kam hinterher. Beim Backes in der Scheune stellte der Zöllner die Säcke an eine Wand und klebte oben auf die verknoteten Säcke einen Papierstreifen mit einem Stempelsiegel. Dann schrieb er die Personalien von Nierke auf und sagte: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Für den Rest des Tages war Nieres am Boden zerstört, und er lief betrübt und mit einem langen Gesicht herum. Dies hatte sein Nachbar Grien Franz bemerkt. Als dieser wissen wollte, welche Laus dem Backes über die Leber gelaufen war, erzählte Nierke ihm von seinem Missgeschick. „Hat der Zöllner auch in die Säcke hineingeschaut?“, fragte Franz. „Nein“, sagte Nierke, „der hat die Säcke nur betastet.“ „Dann must du dummer Kerl doch wissen, was du zu tun hast! Fahre sofort wieder nach Kemptien herauf und hole eine volle Schubkarre voller wilder Kastanien, die dort am Wald vom letzten Herbst an noch herumliegen. Die tun wir anstatt der Kartoffeln in die Säcke!“ „Franz, das geht nicht so einfach wie du das meinst. Auf den Säcken kleben doch die Plomben!“ „Rede nicht lange daher! Hole du jetzt die Kastanien! Und die Plomben sollen uns nicht davon abhalten und hindern, was wir jetzt zu tun haben. Damit werden ganz sicher auch noch fertig!“
Eine knappe Stunde später war Nierke mit der Schubkarre voller Kastanien wieder in seiner Scheune. Grien Franz setzt die zwei Säcke Kartoffeln nun ganz vorsichtig auf den Kopf, schnitt mit einem Messer die Böden der Säcke auf, holte die Kartoffeln heraus, füllte jetzt die Kastanien hinein und nähte sie dann mit einer großen Stopfnadel und einer dünnen Kordel wieder zu. Die Säcke wurden wieder umgedreht, und nun standen sie wieder so, wie der Zöllner sie am Morgen aufgestellt hatte. Auf den Knoten der Säcke waren oben drauf noch immer die Papierstreifen mit den Siegeln genauso wie vorher. Am nächsten Morgen kam ein Zöllner mit einem Pritschenwagen, lud die zwei vollen Säcke auf und fuhr damit nach Heinsberg.
Die Zollbehörde hat nie mehr etwas wegen der Säcke von sich hören lassen. Nierke war mit der Hilfe von Grien Franz auf eine gute Weise und ganz ohne Schaden aus einem großen Schlamassel herausgekommen.
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz
1972 storv en Bröggelke däe Bauckes Hendrik en een Auer von viefonnüjentzech Joar. Häer woar ens een rechteech Bröggelker Original, on man kaunnt höm bäeter – vlecht däe eene oder aungere von os och hüt noch – onger däe Naam „Rue Nierke“.
Kott noa dr läeste Kreech, et woar Äeng von die vierteger Joare, wool Nierke en et Vröejoar aan eene Morge Pootäerpel von die aunger Sie rüeverschmuggele. Et iesch beluurde häe jaunz genau die Grenz von Vöcht bis Authaare, on wie häet wiet on breet nix von eene Kammis sien koesch, vohr det Nierke met sin Schörskaar üever die Pööl noa Kemptien. Bie Jüer loo häe twie Säck Bienches op sein Gefährt on makde sech weer vaurts trück op dr Wäech noa heem. Wie häe nue aan die Bröggelker Kamissehuesere vorbie schörjde, sprong doa häenger een Muur eene Zöllner eruet on reep: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke verschreckde sech gewäldech on staamelde: „D.d dett s.s.send m.m.mar Poatäerpel! D.die bruuk ech v.vüer m.mien Veld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen!“, blaffde däe Kammis, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Jaunz neergeschlaje schörjde Nierke die Schörskaar met die twie voll Säck noa heem, on däe Kammis trooch häenger heer. Bie däe Bauckes op dr Denn stellde däe Kammis die Säck aan een Waund on kläevde oave op die Puus von jede Sauck eene Papierstriep met eene Stempelsiegel doa drop. Dann schriev häe sech Nierkes Personalien op on sauch: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen Sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Vüer dr jaunze Daach woar Nieres nue op et Hööt geschlaje, on häe lopde bedrövt on met een launk Gesecht herom. Det hau sinne Noober Grien Fränz gemerkt. Wie däe nue wiete wool, welche Luus däe Bauckes üever die Läever geloope woar, vertellde Nierke döm von sien Messgescheck. „Häet däe Kammis och en die Säck erenn gekieke?“, vroagde Fränz. „Näe“, sauch Nierke, „däe häet die Säck maar betaust“. „Dann moss du Stommerek doch wall weete, wat du de duen häes! Vahr vaurts wäer noe Kemptien erop on hool een jaunze Schörskaar well Kastangele, die doa aan dr Bosch von dr läeste Hervs an noch erom legge. Die dont wir statt die Äerpel en die Säck erenn!“ „Fränz, det jeht neet sue einfach wie du det menst. Op die Säck kläeve doch die Plombe!“ „Maak kenne launge Vertell! Hoal du nue die Kastangele! On die Plombe solle os neet affhaute on hängere aan det, wat wir nue de duen haan. Doamt weere wir gaunz sieker och noch veerdech!“
Een knauppe Uhr laater woar Nierke met die Schörskaar voll Kastangele wäer en sinn Schüer. Grien Fränz sautt die twie Säck Äerpel nue jaunz vüersechtech op dr Kaupp, schniet met een Metz däe Boam von de Säck op, hollde die Äerpel eruet, völlde nue die Kastangele erenn on niede dann die Säck met een gruete Stoppnoll on een dönn Koart weer tue. Die Säck wuerte wäer omgedrieht, on nue stenge sie wäer genau sue, wie däe Kammis sie aan dr Morje obgestellt hau. Aan die Puus von jede Sauck woar oave drop noch ömmer die Papierstriep met dett Siegel genau sue wie vüerheer. Et aunger Morjes koam een Kammis met eene Pritschewaage, loo die twie voll Säck op on vohr doamet op Hensberg aan.
Die Zollbehörde häet niemie jet van die Säck van sech hüere loate. Dät Nierke woar met die Hölp von Grien Fränz op een joe Art on jaunz oane Schaa uet eene gruete Schlamassel erut gekomme.
Karl Cleef (1932) wuchs in Waldfeucht auf und verbringt hier seinen Lebensabend. Zuletzt war er Realschullehrer und hat sich neben der Orts- und Kirchengeschichte von Waldfeucht eingehend mit dem Waldfeuchter Platt beschäftigt. Hiervon zeugen seine beiden Bände „Geschichten uet Vöcht“. Mit seinen spannenden Geschichten verstand er es hervorragend, seine Zuhörer bei den vom Historischen Verein Waldfeucht veranstalteten Mundartabenden immer wieder in seinen Bann zu ziehen.
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz - Der rothaarige Leonard und der Griene Franz
Karl Cleef (1932) wuchs in Waldfeucht auf und verbringt hier seinen Lebensabend. Zuletzt war er Realschullehrer und hat sich neben der Orts- und Kirchengeschichte von Waldfeucht eingehend mit dem Waldfeuchter Platt beschäftigt. Hiervon zeugen seine beiden Bände „Geschichten uet Vöcht“. Mit seinen spannenden Geschichten verstand er es hervorragend, seine Zuhörer bei den vom Historischen Verein Waldfeucht veranstalteten Mundartabenden immer wieder in seinen Bann zu ziehen.
Kalle ausse Klossestraße
Kalle ausse Klossestraße
Schrett för Schrett
Schrett för Schrett
Verspriäk
Verspriäk
Vertäll möt Hujo Hüer mech op van de Liebe
Vertäll möt Hujo Hüer mech op van de Liebe
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz – Der rothaarige Leonard und der Griene Franz
Der rothaarige Leonard und der Griene Franz
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz
Der rothaarige Leonard und der Griene
1972 starb in Brüggelchen der Heinrich Backes in einem Alter von vierundneunzig Jahren. Er war einmal in Brüggelchen ein richtiges Original, und man kannte ihn besser – vielleicht der eine oder andere von uns heute noch – unter dem Namen „Rue Nierke“.
Kurz nach dem letzten Krieg, es war Ende der vierziger Jahre, wollte Nierke im Frühjahr an einem Morgen Pflanzkartoffeln von der anderen Seite der Grenze herüberschmuggeln. Zuerst beobachtete er ganz genau die Grenze von Waldfeucht bis Althaaren, und als er weit und breit nichts von einem Zöllner sah, fuhr Nierke mit seiner Schubkarre über die Grenze nach Kemptien. Bei Jüer lud er zwei Säcke Bienchens (Kartoffelsorte) auf sein Gefährt und machte sich wieder sofort zurück auf den Weg nach Hause. Als er nun an den Zollhäusern in Brüggelchen vorbeiging, sprang dort hinter einer Mauer ein Zöllner hervor und rief: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke erschrak gewaltig und stammelte: „D.d. das s.s.sind n.n.nur Pflanzkartoffeln! D.die brauche ich für m.mein Feld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen“, blaffte der Zöllner, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Ganz niedergeschlagen schob Nierke die Schubkarre mit den zwei vollen Säcken nach Hause, und der Zöllner kam hinterher. Beim Backes in der Scheune stellte der Zöllner die Säcke an eine Wand und klebte oben auf die verknoteten Säcke einen Papierstreifen mit einem Stempelsiegel. Dann schrieb er die Personalien von Nierke auf und sagte: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Für den Rest des Tages war Nieres am Boden zerstört, und er lief betrübt und mit einem langen Gesicht herum. Dies hatte sein Nachbar Grien Franz bemerkt. Als dieser wissen wollte, welche Laus dem Backes über die Leber gelaufen war, erzählte Nierke ihm von seinem Missgeschick. „Hat der Zöllner auch in die Säcke hineingeschaut?“, fragte Franz. „Nein“, sagte Nierke, „der hat die Säcke nur betastet.“ „Dann must du dummer Kerl doch wissen, was du zu tun hast! Fahre sofort wieder nach Kemptien herauf und hole eine volle Schubkarre voller wilder Kastanien, die dort am Wald vom letzten Herbst an noch herumliegen. Die tun wir anstatt der Kartoffeln in die Säcke!“ „Franz, das geht nicht so einfach wie du das meinst. Auf den Säcken kleben doch die Plomben!“ „Rede nicht lange daher! Hole du jetzt die Kastanien! Und die Plomben sollen uns nicht davon abhalten und hindern, was wir jetzt zu tun haben. Damit werden ganz sicher auch noch fertig!“
Eine knappe Stunde später war Nierke mit der Schubkarre voller Kastanien wieder in seiner Scheune. Grien Franz setzt die zwei Säcke Kartoffeln nun ganz vorsichtig auf den Kopf, schnitt mit einem Messer die Böden der Säcke auf, holte die Kartoffeln heraus, füllte jetzt die Kastanien hinein und nähte sie dann mit einer großen Stopfnadel und einer dünnen Kordel wieder zu. Die Säcke wurden wieder umgedreht, und nun standen sie wieder so, wie der Zöllner sie am Morgen aufgestellt hatte. Auf den Knoten der Säcke waren oben drauf noch immer die Papierstreifen mit den Siegeln genauso wie vorher. Am nächsten Morgen kam ein Zöllner mit einem Pritschenwagen, lud die zwei vollen Säcke auf und fuhr damit nach Heinsberg.
Die Zollbehörde hat nie mehr etwas wegen der Säcke von sich hören lassen. Nierke war mit der Hilfe von Grien Franz auf eine gute Weise und ganz ohne Schaden aus einem großen Schlamassel herausgekommen.
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz
1972 storv en Bröggelke däe Bauckes Hendrik en een Auer von viefonnüjentzech Joar. Häer woar ens een rechteech Bröggelker Original, on man kaunnt höm bäeter – vlecht däe eene oder aungere von os och hüt noch – onger däe Naam „Rue Nierke“.
Kott noa dr läeste Kreech, et woar Äeng von die vierteger Joare, wool Nierke en et Vröejoar aan eene Morge Pootäerpel von die aunger Sie rüeverschmuggele. Et iesch beluurde häe jaunz genau die Grenz von Vöcht bis Authaare, on wie häet wiet on breet nix von eene Kammis sien koesch, vohr det Nierke met sin Schörskaar üever die Pööl noa Kemptien. Bie Jüer loo häe twie Säck Bienches op sein Gefährt on makde sech weer vaurts trück op dr Wäech noa heem. Wie häe nue aan die Bröggelker Kamissehuesere vorbie schörjde, sprong doa häenger een Muur eene Zöllner eruet on reep: „Halt! Stehen bleiben! Was haben Sie in den Säcken?“ Nierke verschreckde sech gewäldech on staamelde: „D.d dett s.s.send m.m.mar Poatäerpel! D.die bruuk ech v.vüer m.mien Veld!“ „Die dürfen Sie nicht einführen!“, blaffde däe Kammis, „die sind hiermit beschlagnahmt! Sie werden noch ein gehöriges Nachspiel für dieses Zollvergehen erleben! Fahren Sie die Schubkarre mit den Kartoffeln zunächst einmal bis auf Ihren Hof!“
Jaunz neergeschlaje schörjde Nierke die Schörskaar met die twie voll Säck noa heem, on däe Kammis trooch häenger heer. Bie däe Bauckes op dr Denn stellde däe Kammis die Säck aan een Waund on kläevde oave op die Puus von jede Sauck eene Papierstriep met eene Stempelsiegel doa drop. Dann schriev häe sech Nierkes Personalien op on sauch: „Die Kartoffeln sind jetzt sorgfältig versiegelt. Die bleiben nun hier erst einmal stehen! Wagen Sie nicht, die Säcke noch einmal anzufassen! Am morgigen Vormittag wird die Schmuggelware von uns abgeholt! Und was mit Ihnen noch weiter geschehen wird, Herr Backes, darüber wird ein Richter entscheiden müssen!“
Vüer dr jaunze Daach woar Nieres nue op et Hööt geschlaje, on häe lopde bedrövt on met een launk Gesecht herom. Det hau sinne Noober Grien Fränz gemerkt. Wie däe nue wiete wool, welche Luus däe Bauckes üever die Läever geloope woar, vertellde Nierke döm von sien Messgescheck. „Häet däe Kammis och en die Säck erenn gekieke?“, vroagde Fränz. „Näe“, sauch Nierke, „däe häet die Säck maar betaust“. „Dann moss du Stommerek doch wall weete, wat du de duen häes! Vahr vaurts wäer noe Kemptien erop on hool een jaunze Schörskaar well Kastangele, die doa aan dr Bosch von dr läeste Hervs an noch erom legge. Die dont wir statt die Äerpel en die Säck erenn!“ „Fränz, det jeht neet sue einfach wie du det menst. Op die Säck kläeve doch die Plombe!“ „Maak kenne launge Vertell! Hoal du nue die Kastangele! On die Plombe solle os neet affhaute on hängere aan det, wat wir nue de duen haan. Doamt weere wir gaunz sieker och noch veerdech!“
Een knauppe Uhr laater woar Nierke met die Schörskaar voll Kastangele wäer en sinn Schüer. Grien Fränz sautt die twie Säck Äerpel nue jaunz vüersechtech op dr Kaupp, schniet met een Metz däe Boam von de Säck op, hollde die Äerpel eruet, völlde nue die Kastangele erenn on niede dann die Säck met een gruete Stoppnoll on een dönn Koart weer tue. Die Säck wuerte wäer omgedrieht, on nue stenge sie wäer genau sue, wie däe Kammis sie aan dr Morje obgestellt hau. Aan die Puus von jede Sauck woar oave drop noch ömmer die Papierstriep met dett Siegel genau sue wie vüerheer. Et aunger Morjes koam een Kammis met eene Pritschewaage, loo die twie voll Säck op on vohr doamet op Hensberg aan.
Die Zollbehörde häet niemie jet van die Säck van sech hüere loate. Dät Nierke woar met die Hölp von Grien Fränz op een joe Art on jaunz oane Schaa uet eene gruete Schlamassel erut gekomme.
Karl Cleef (1932) wuchs in Waldfeucht auf und verbringt hier seinen Lebensabend. Zuletzt war er Realschullehrer und hat sich neben der Orts- und Kirchengeschichte von Waldfeucht eingehend mit dem Waldfeuchter Platt beschäftigt. Hiervon zeugen seine beiden Bände „Geschichten uet Vöcht“. Mit seinen spannenden Geschichten verstand er es hervorragend, seine Zuhörer bei den vom Historischen Verein Waldfeucht veranstalteten Mundartabenden immer wieder in seinen Bann zu ziehen.
Det Rue Nierke on däe Griene Fränz - Der rothaarige Leonard und der Griene Franz
Karl Cleef (1932) wuchs in Waldfeucht auf und verbringt hier seinen Lebensabend. Zuletzt war er Realschullehrer und hat sich neben der Orts- und Kirchengeschichte von Waldfeucht eingehend mit dem Waldfeuchter Platt beschäftigt. Hiervon zeugen seine beiden Bände „Geschichten uet Vöcht“. Mit seinen spannenden Geschichten verstand er es hervorragend, seine Zuhörer bei den vom Historischen Verein Waldfeucht veranstalteten Mundartabenden immer wieder in seinen Bann zu ziehen.